AKW im Visier der Terroristen
Dschihadist arbeitete in Atomkraftwerk Bekannter Nuklear-Experte beschattet Türkei warnte vor einem der Attentäter
Brüssel. – Neue beängstigende Details: Die belgischen Terroristen hatten auch Atomkraftwerke im Visier
Brüssel /Wien. – Mit jedem Tag werden neue, erschreckende Details in Zusammenhang mit den TerrorAnschlägen in Brüssel bekannt: So berichten belgische Medien jetzt, dass einer der Attentäter, die sich in Brüssel in die Luft gesprengt haben, einen der bekanntesten belgischen Nuklear-Experten mit versteckter Kamera ausspioniert hat. Möglicherweise, um über ihn an radioaktives Material für eine sogenannte „schmutzige Bombe“heranzukommen. Ein weiterer gewaltbereiter Dschihadist hat – obwohl den Behörden bekannt – jahrelang als Sicherheitstechniker im Atomkraftwerk Doel gearbeitet.
Letzteres ist schon ein paar Jahre her, wirft aber ein bezeichnendes Licht auf die Laschheit und Sorglosigkeit, die in Belgien lange Zeit auch bei den Sicherheitsbehörden vorgeherrscht hat. Der 26-jährige Ilyass Boughalab hatte offenbar alle Background-Checks, Befragungen und Sicherheitsüberprüfungen problemlos absol- viert, obwohl er zu den damals besonders aktiven Mitgliedern der radikal-islamistischen Terrororganisation „Scharia4Belgium“zählte, die regelmäßig ankündigte, Belgien in einen islamischen Staat verwandeln zu wollen.
Drei Jahre lang arbeitete er im Hochsicherheitsbereich des AKW Doel, um das in einem Radius von 75 Kilometern rund neun Millionen Menschen leben. Er wurde sogar noch weiter beschäf- tigt, als er bereits in einem Anti-Terror-Prozess angeklagt war.
Boughalab warb Kämpfer für den „Heiligen Krieg“an, bis er im Jahr 2014 schließlich selbst nach Syrien ging und sich dort dem Islamischen Staat (IS) anschloss. Wenige Monate später wurde er dort im Kampf getötet.
Nuklear-Wissenschafter wurde ausspioniert
Mohamed Bakkali wiederum, einer jener mittlerweile getöteten Terroristen, die die Anschläge von Paris mit vorbereitet hatten und zu derselben Dschihadisten-Zelle gehörten wie die Killer von Brüssel, hat den Leiter des SCK-CEN, des belgischen Recherchezentrums für Kernenergie, ausspioniert.
Die Polizei fand ausführliches Videomaterial über den Tagesablauf des Wissen-
schafters, in dessen Institut rund 25% des Weltbedarfs an Radionukliden hergestellt werden. Radionuklide werden in der Krebsbehandlung eingesetzt, können aber auch für den Bau einer nuklearverseuchten Bombe verwendet werden.
Möglicherweise planten die Terroristen, ein Familienmitglied des Wissenschafters zu entführen und diesen so zur Herausgabe von radioaktivem Material zu zwingen. Nicht auszudenken, wenn ihnen das gelungen wäre und sie eine „schmutzige Bombe“hergestellt und gezündet hätten.
Dass die Attentäter von Brüssel noch viel mehr Menschen mit in den Tod reißen wollten, ist jedenfalls evident. Sie hatten für die Fahrt Dieser Mann war mit den Killern im Flughafen unterwegs: Er ist tot oder flüchtig. zum Flughafen ein Großraum-Taxi bestellt, aufrund eines Missverständnisses kam aber nur ein normaler Pkw. Nur aus diesem Grund ließen die Killer eine weitere Bombe in der von ihnen benützten Wohnung in Brüssel zurück.
Insgesamt entdeckte die Polizei in dieser Wohnung noch 15 Kilo Sprengstoff, 150 Liter Aceton, 30 Liter Wasserstoffperoxid, Zündmechanismen sowie einen Koffer voller Schrauben und Nägel – eine regelrechte Bombenwerkstatt.
Die Exekutive ist auch immer noch nicht sicher, ob die getöteten Terroristen, das Brüderpaar Khalid (27) und Ibrahim El Bakraoui (29) sowie Najim Laachraoui (24), nicht noch Komplizen hatten, die noch flüchtig sind. Sowohl in der U-Bahn als auch im Flughafen war jeweils noch ein weiterer Mann mit ihnen unterwegs.
Belgien setzte Attentäter auf freien Fuß
Besonders blamabel für die belgische Polizei ist auch, dass die Türkei sie dezidiert vor Ibrahim El Bakraoui gewarnt hat. Bakraoui, der an der syrischen Grenze geschnappt worden ist, wurde von Ankara als „terroristischer Kämpfer“in die EU abgeschoben. Doch die Belgier konnten ihm nichts nachweisen und setzten ihn auf freien Fuß . . .