Kronen Zeitung

Gottes Tränen

- Www.krone.at/diakonie

Gott weint. Er weint über die Opfer der Terroransc­hläge in Brüssel, er weint über die Opfer des Terrors auf der Istiklal-Straße in Istanbul und über die in Syrien. Gott weint mit den Hinterblie­benen. Sein Platz ist an der Seite der Opfer und der Trauernden. Und er weint und zürnt über die Torheit der Täter, die meinen, im Namen ihres Gottes töten zu dürfen. Menschen zu töten ist in allen Religionen Gottesläst­erung. Das Leben ist allen Religionen heilig.

Wir Christen erinnern uns an diesem Karfreitag, dass Gott sich so sehr mit den Opfern solidarisi­erte, dass er selbst zum Opfer geworden ist – zum Opfer am Kreuz, leidender Mensch bis hin zum Tod durch die Hand anderer Menschen. Das Opfer, zu dem Gott selbst geworden ist, markiert das Ende aller Opfer, denen nachträgli­ch ein Sinn gegeben werden soll. Danach kann es keinen Zweifel mehr geben: Gott ist bei denen, die leiden; bei denen, die trauern; bei denen, die vor der Gewalt fliehen müssen. Wer Gott sucht und ihn ernsthaft finden will, der findet ihn bei den Opfern.

Am Karfreitag leben wir mit unserem Gott, der nicht mit Gewalt die Welt regieren will, sondern der sich neben uns setzt und mit uns weint, als Mensch unter Menschen. Denn nur daraus kann die Hoffnung wachsen, dass „Gott abwischen wird alle Tränen von unseren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein“. Doch das steht noch aus. Die Tage des Terrors, der Schrecken des Todes sind zu nahe an diesem Karfreitag.

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