Das „Mädchen für alles“– und bald auch Präsident?
Wie entspannt Österreichs EURO-Gegner Island tickt, zeigt das Beispiel von Teambetreuer Thorgrimur Thrainsson – Trainer Lagerbäck muss diese Lockerheit aber einschränken
Mit Schweden war Lagerbäck fünfmal bei einem großen Turnier, mit und für Island wird die EURO im Sommer eine Premiere! Und nur der Trainerfuchs weiß, was auf seine Kicker in Frankreich zukommt: Stress, Druck, ständige Sicherheitskontrollen, vielleicht sogar ein Lagerkoller. Darauf bereitet er Sigurdsson und Co. schon jetzt vor. Was gar nicht so leicht ist . . .
„Sorry, aber die EM ist wichtiger als der Wahlkampf.“Ein Satz, den man von Hundstorfer, Khol oder Lugner nie hören würde. In Island schon. Von Thorgrimur Thrainsson, Ex-Teamspieler, jetzt Autor. Und bei der Lagerbäck-Truppe das „Mädchen für alles“, auch eine Art Motivationscoach. In der Quali bei jedem Spiel in der Kabine dabei. Das will der 57-Jährige auch am 22. Juni in St.-Denis sein, wenn Island auf Österreich trifft. Ehe er drei (!) Tage später bei der Präsidenten-Wahl antritt. Nicht bei jener des Fußball-Verbandes – es geht um das höchste Amt auf der Vulkaninsel. Und laut Umfragen hat Thrainsson sogar realistische Chancen.
„Typisch Island, hier sind alle entspannt“, genießt Lagerbäck diese Mentalität, beginnt aber bereits, seine Spieler zu warnen: „In Frankreich wird alles anders. Dann sind wir im Rampenlicht. Nicht alle Medien werden mit uns so fair und respektvoll umgehen.“Einen Maulkorb wird es zwar nicht geben, der Schwede überlegt sogar, das Camp „offen“zu lassen, aber: „Die Spieler müssen nachdenken, bevor sie reden.“
Dazu kommen bei der EURO die ungewohnten Sicherheitskontrollen, viele Einschränkungen. „Alles Dinge, die sich auf die Leistung auswirken können“, weiß Lagerbäck. „Da kommt viel auf uns zu. Aber wir werden bereit sein.“
Thrainsson auch. Gunnarsson (li.) will bei der EURO punkten, Teambetreuer Thrainsson (kl. Bild) bei der Präsidenten-Wahl.