Drogenhandel außer Kontrolle
9 Prozent mehr Anzeigen
90 Anzeigen nach dem Suchtmittelgesetz pro Tag – so die alarmierende Bilanz der österreichischen Drogenfahnder aus dem vergangenen Jahr. Laut dem jetzt vom Bundeskriminalamt veröffentlichten Drogenbericht 2015 scheint der Rauschgifthandel in Österreich immer mehr auszuufern – was die nackten Zahlen deutlich belegen. So musste die Exekutive im vergangenen Jahr um 2657 Anzeigen mehr gegen mutmaßliche Dealer und Konsumenten ausstellen als noch 2014. Ein nicht unwesentlicher Anstieg von fast neun Prozent.
Und auch die Asservatenkammern der Polizei dürften mittlerweile randvoll sein: Die Menge an sichergestellten Drogen hat sich nämlich um Hunderte Kilo nach oben geschraubt. Wurde im Jahr zuvor noch „Gift“um 18 Millionen Euro aus dem Verkehr gezogen, belief sich der Schwarzmarktwert der 2015 eingezogenen Drogen auf fast 28 Millionen Euro. Allein in Sachen Kokain wurden auf österreichischem Boden um 90 Kilogramm mehr von dem „weißen Pulver“sichergestellt.
Entwicklungen, die Sorge bereiten. Wenngleich Bundeskriminalamt-Chef Franz Lang relativiert: „Die Anstiege sind unter anderem auch damit zu erklären, dass der Kontrolldruck durch die heimische Exekutive im vergangenen Jahr deutlich erhöht wurde. Folglich gingen auch mehr Verdächtige ins Netz, wurden mehr Anzeigen erhoben und größere Mengen Rauschgift sichergestellt.“
Hälfte der ertappten Dealer sind Ausländer
Nicht von der Hand zu weisen sei allerdings, dass es seit geraumer Zeit deutlich mehr Drogendealer auf Österreichs Straßen gibt als noch vor ein paar Jahren. Und auch wenn dies offiziell nur äußerst ungern ausgesprochen wird: Diese Tatsache hängt ohne Zweifel mit den Flüchtlingsströmen zusammen. Statistisch betrachtet kommen rund die Hälfte der im Vorjahr gefassten Dealer aus dem Ausland (siehe Grafik rechts unten).
Bei den restlichen 50 Prozent mit österreichischer Staatsbürgerschaft sei aber der Anteil an Verdächtigen, die einen Migrationshintergrund haben, ebenfalls nicht unerheblich. Diesbezüglich würde man derzeit allerdings noch keine eigenen Statistiken führen. Interessant jedoch: Wenn Asylwerber in das Suchtgift-Geschäft einsteigen, dann passiert dies – laut Experten – meist zwischen dem siebenten und elften Monat ihres Aufenthaltes.
Ebenfalls spannend die Verteilung der
Leider ist heuer keine positivere Entwicklung zu erwarten. Wir müssen den Schmuggel über den Balkan, Stichwort Opium und Heroin, sowie über den Flughafen Schwechat weiter hart bekämpfen. Franz Lang, Bundeskriminalamt-Chef
unterschiedlichen Dealer-Nationen: Während sich Wien laut den Experten in den Händen der nigerianischen und serbischen Szene befindet, haben in der Steiermark Dealer aus Afghanistan das Sagen. Parallel beanspruchen in Tirol marokkanische Staatsbürger die „Gift“-Szene für sich.
Cannabis weiterhin Droge Nummer eins
Unangefochtene HauptHandelsware auf dem rotweißroten Drogensektor: Marihuana. Ebenfalls großes Kopfzerbrechen bereiten die rein chemischen Drogen: Gerhard Stadler, Leiter des Büros Suchtmittelkriminalität im Bundeskriminalamt: „Allein im Vorjahr haben wir 20 Kilo an insgesamt 172 neuen Substanzen sichergestellt. Vieles wird über das Darknet vertrieben.“
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