Eine Tote, zwei Unschuldige?
Der Hauptangeklagte fehlt wegen Krebserkrankung vor Gericht in Eisenstadt Geliebte sagt, auch sie sei ein Opfer:
Ursula G. ist tot. Erstochen. Erschlagen. Das ist trauriger Fakt. Für den Staatsanwalt steht fest: Täter ist der Lebensgefährte, einen Beitrag zum Mord leistete dessen Geliebte. In Eisenstadt steht derzeit aber nur sie vor den Geschworenen. Franz Pesek ist an Krebs erkrankt – und für seine Verteidigerin „geht er unschuldig in den Tod“.
Staatsanwalt Roland Koch nennt den Mordprozess „amputiert. Der unmittelbare Haupttäter fehlt, er wird sich wahrscheinlich vor der irdischen Gerichtsbarkeit nicht mehr verantworten müssen.“Er meint Franz Pesek, den Lebensgefährten der Toten. Der für den Ankläger ein glasklares Motiv hatte: „Die Frau hatte sich getrennt, sie wollte ihr Haus verkaufen. Er stand jedoch im Testament, sollte sie vor ihm sterben.“Auch eine Lebensversicherung in nicht unbeträchtlicher Höhe gab es. „Und Franz Pesek hatte kein Geld.“
Doch über seine Anwältin Astrid Wagner erklärt Pesek sich als „nicht schuldig“– wiewohl seine DNA beim Mordopfer gefunden wurde und der Staatsanwalt weitere Indizien gesammelt hat.
Über die Zweitangeklagte, Regina Zimmerl, sagt der Ankläger: „Sie hat nicht das Messer gestoßen. Sie hat
nicht das Stahlrohr geschwungen. Aber sie hat gewusst, dass er seine Lebensgefährtin umbringen will – und hat geschwiegen.“Deshalb ist sie als Beitragstäterin zu sehen. Der Strafrahmen beträgt ebenfalls von 10 Jahren bis lebenslange Haft.
Doch die 53-Jährige will auch nur „Opfer“sein – ihres Geliebten, vor dem sie einfach panische Angst gehabt haben will. Ihr Anwalt Werner Tomanek verweist auf einen Tagebuch-Eintrag: „Wenn mir etwas passiert, dann war er es!“
Richter Rauter versucht zu erfahren, worin diese Angst begründet war. „Ich wollte mich trennen, da erzählte Franz von zwei Morden, die er in Südafrika begangen haben will. Weil sie seinen Sohn verraten hätten.“– „Das wurde überprüft“, so der Richter. Es gibt aber weder Sohn noch Tote. „Ich hab begonnen, ihn mit anderen Augen zu sehen“, sagt sie, und dass sie „die Botschaft verstanden“habe. Welche Botschaft? Großes Aufschluchzen: „Na, wer hätte mir denn geglaubt, wenn ich zur Polizei gegangen wäre, als er gesagt hat ,I bring die Oide um‘! Und was wäre dann mit mir gewesen? Er wusste ja, wo ich wohne
und dass nur ich ihn verraten haben konnte.“
Also fuhr sie ihn mit dem Auto nach Potzneusiedl. Wartet über eine Stunde im Nachbarort. In der tiefsten Nacht, ganz allein. Voll der Hoffnung, dass „die Ursula eh net zu Hause ist“. Richter Rauter wird lauter: „Um 2 Uhr Früh fährt man 50 km durch die Pampa in der Annahme, dass die Zielperson nicht anzutreffen ist? Und alarmiert nicht die Polizei, kaum dass der Mann aus dem Auto ausgestiegen und weggegangen ist? DAS glaubt Ihnen niemand!“– „Ich habe nur Angst gehabt, dass ich die Nächste bin, weil ich sogar das Rohr mit den Blutspuren gesehen habe“, so die Antwort unter Weinen. – Der Prozess wird am 14. 9. mit Zeugenaussagen und Gutachten fortgesetzt.