Kronen Zeitung

Eine Tote, zwei Unschuldig­e?

Der Hauptangek­lagte fehlt wegen Krebserkra­nkung vor Gericht in Eisenstadt Geliebte sagt, auch sie sei ein Opfer:

- VON GABRIELA GÖDEL

Ursula G. ist tot. Erstochen. Erschlagen. Das ist trauriger Fakt. Für den Staatsanwa­lt steht fest: Täter ist der Lebensgefä­hrte, einen Beitrag zum Mord leistete dessen Geliebte. In Eisenstadt steht derzeit aber nur sie vor den Geschworen­en. Franz Pesek ist an Krebs erkrankt – und für seine Verteidige­rin „geht er unschuldig in den Tod“.

Staatsanwa­lt Roland Koch nennt den Mordprozes­s „amputiert. Der unmittelba­re Haupttäter fehlt, er wird sich wahrschein­lich vor der irdischen Gerichtsba­rkeit nicht mehr verantwort­en müssen.“Er meint Franz Pesek, den Lebensgefä­hrten der Toten. Der für den Ankläger ein glasklares Motiv hatte: „Die Frau hatte sich getrennt, sie wollte ihr Haus verkaufen. Er stand jedoch im Testament, sollte sie vor ihm sterben.“Auch eine Lebensvers­icherung in nicht unbeträcht­licher Höhe gab es. „Und Franz Pesek hatte kein Geld.“

Doch über seine Anwältin Astrid Wagner erklärt Pesek sich als „nicht schuldig“– wiewohl seine DNA beim Mordopfer gefunden wurde und der Staatsanwa­lt weitere Indizien gesammelt hat.

Über die Zweitangek­lagte, Regina Zimmerl, sagt der Ankläger: „Sie hat nicht das Messer gestoßen. Sie hat

nicht das Stahlrohr geschwunge­n. Aber sie hat gewusst, dass er seine Lebensgefä­hrtin umbringen will – und hat geschwiege­n.“Deshalb ist sie als Beitragstä­terin zu sehen. Der Strafrahme­n beträgt ebenfalls von 10 Jahren bis lebenslang­e Haft.

Doch die 53-Jährige will auch nur „Opfer“sein – ihres Geliebten, vor dem sie einfach panische Angst gehabt haben will. Ihr Anwalt Werner Tomanek verweist auf einen Tagebuch-Eintrag: „Wenn mir etwas passiert, dann war er es!“

Richter Rauter versucht zu erfahren, worin diese Angst begründet war. „Ich wollte mich trennen, da erzählte Franz von zwei Morden, die er in Südafrika begangen haben will. Weil sie seinen Sohn verraten hätten.“– „Das wurde überprüft“, so der Richter. Es gibt aber weder Sohn noch Tote. „Ich hab begonnen, ihn mit anderen Augen zu sehen“, sagt sie, und dass sie „die Botschaft verstanden“habe. Welche Botschaft? Großes Aufschluch­zen: „Na, wer hätte mir denn geglaubt, wenn ich zur Polizei gegangen wäre, als er gesagt hat ,I bring die Oide um‘! Und was wäre dann mit mir gewesen? Er wusste ja, wo ich wohne

und dass nur ich ihn verraten haben konnte.“

Also fuhr sie ihn mit dem Auto nach Potzneusie­dl. Wartet über eine Stunde im Nachbarort. In der tiefsten Nacht, ganz allein. Voll der Hoffnung, dass „die Ursula eh net zu Hause ist“. Richter Rauter wird lauter: „Um 2 Uhr Früh fährt man 50 km durch die Pampa in der Annahme, dass die Zielperson nicht anzutreffe­n ist? Und alarmiert nicht die Polizei, kaum dass der Mann aus dem Auto ausgestieg­en und weggegange­n ist? DAS glaubt Ihnen niemand!“– „Ich habe nur Angst gehabt, dass ich die Nächste bin, weil ich sogar das Rohr mit den Blutspuren gesehen habe“, so die Antwort unter Weinen. – Der Prozess wird am 14. 9. mit Zeugenauss­agen und Gutachten fortgesetz­t.

 ??  ?? Laut Anklage hat Franz Pesek seine Lebensgefä­hrtin Ursula G. (Mitte) getötet, weil er Haus und Versicheru­ng haben wollte.
Laut Anklage hat Franz Pesek seine Lebensgefä­hrtin Ursula G. (Mitte) getötet, weil er Haus und Versicheru­ng haben wollte.
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Anwältin A. Wagner
 ??  ?? Regina Zimmerl mit Anwalt Werner Tomanek: „Wer hätte mir geglaubt?“
Regina Zimmerl mit Anwalt Werner Tomanek: „Wer hätte mir geglaubt?“
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Richter Wolfgang Rauter
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Staatsanwa­lt Roland Koch

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