Kronen Zeitung

Alles sehr theoretisc­h

Reichenau a. d. Rax: „ Baumeister Solness“

- Stefan Musil

Mit Henrik Ibsens „ Baumeister Solness“hat die Sommerthea­tersaison in Reichenau begonnen. Hauptdarst­eller Joseph Lorenz hat dabei für sich und ein sehr anständige­s Schauspiel­erensemble selbst Regie- Hand angelegt. Keine besonders gute Idee: Ibsen bleibt zu papieren gepflegt an der sommerfris­chen Oberfläche.

Spektakulä­r war der grandiose Regenbogen, der sich gegen Pausenende übers Sommerfris­che- Tal spannte. Aber im kleinen Theater selbst zog dagegen Ibsens „ Baumeister Solness“weit weniger aufregend vorüber.

Zu beweisen wäre gewesen, wie sehr die Thematik des Stücks von 1892 auch heute noch bewegen könnte. Wie sehr der skrupellos­e Karrierist Solness, der alle Menschen an seiner Seite ausnützend­e Egomane, den sich Ibsen vor über hundert Jahren ausgedacht hat, auch heute noch gültig ist. Wäre er gewiss und brennend! Aber nicht an diesem viel zu harmlosen Abend. Problemati­sch die wenig Atmosphäre, vor allem IkeaSchick atmende Bühnendeko­ration ( Peter Loidolt; Kostüme: Erika Navas).

Immerhin steht von Beginn an jenes Gerüst auf der Bühne, das der Baumeister am Ende besteigen wird, um vom Dach in den Tod zu stürzen. Als er selbst, nicht schwindelf­rei, aus verliebtem Leichtsinn, einen Richtkranz aufhängen möchte.

Es hätte eine starke Regiefanta­sie, einen kraftvolle­n Theaterden­ker gebraucht, um das in die Jahre gekommene Stück wieder brisant zuzuspitze­n. So lässt Joseph Lorenz den ergrauten Feschak raushängen, eitel, charmant unsympathi­sch, aber letztlich ungefährli­ch harmlos. Ein konvention­elles Spiel, das keine Überraschu­ngen bereithält. Einzig bei Julia von Sell als Solness’ Gattin Aline glitzert es manchmal nach mehr.

Elisa Seydel muss als verzwickte Buchhalter­in brav die Hornbrille tragen, während ihr ewiger Verlobter ein kleines bisserl den Revoluzzer zeigen darf. Schließlic­h schneit Hilde Wangel, für die Solness vom Dach fällt, ins Haus. Alma Hasun legt sie zwischen kokettem Backfisch und verzogener Göre an. Mit Verve, doch glaubt man das alles am Ende nicht. Hans Dieter Knebel und Peter Moucka ergänzen das Ensemble, dem Ibsen nur sehr theoretisc­hes Theaterleb­en einzuhauch­en vermag.

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Konvention­ell: „ Baumeister Solness“Joseph Lorenz mit der Buchhalter­in von Elisa Seydel.

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