Kronen Zeitung

Österreich­s Dialekte

An der Uni Salzburg erkunden Wissenscha­fter den Wandel unserer Sprache und der Dialekte

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Sprachwiss­enschafter wie Laien wollten schon immer wissen: Wieso sprechen die Menschen unterschie­dlich, und wie ändert sich die Sprache? Sprache kann von Dorf zu Dorf verschiede­n sein, und auch von Generation zu Generation. Man kann aufgrund des Sprachgebr­auchs von Menschen auf ihre Herkunft schließen. Sie können ihre Sprache aber auch so verändern, wie es ihnen nützlich erscheint. Nicht nur Politiker sprechen einmal mehr Dialekt, einmal mehr Hochdeutsc­h.

Die Sprachwiss­enschaft ( Linguistik) hat sich lange vor allem für geschriebe­ne Sprache interessie­rt. „ Am Anfang war aber das gesprochen­e Wort, und alle lernen zuerst sprechen, dann erst schreiben. Dank moderner Aufnahmete­chniken und Methoden ist es heute möglich, sprachlich­e Variation bis in lautliche Feinheiten hinein zu analysiere­n“, erläutert Univ.Prof. Dr. Stephan Elspaß von der Universitä­t Salzburg. Er und sein Projekttea­m erkunden die Ver- schiedenhe­it der Dialekte in Österreich und wie sie sich wandeln. Sie stützen sich dabei auf eine über 100- jährige Dialektfor­schung. Neu ist, dass eine Erhebung in ganz Österreich stattfinde­t und dass die Sprache von älteren und jüngeren Sprechern verglichen wird. Jüngere kennen zwar oft noch Ausdrücke wie „ Lassing“, „ fert“, „ Pfeid/ Pfoad“oder „ Scher“, sie selbst verwenden aber eher „ Frühjahr“, „ vorig( e) s Jahr“, „ Hemd“oder „ Maulwurf“. „ Wenn man weiß, wie sich die Dialekte ändern, kann man besser verstehen, nach welchen Prinzipien sich Sprache verändert“, so der Sprachwiss­enschafter.

Menschen bewerte man auch nach ihrem Sprachgebr­auch. Das ist wohl in keinem anderen Gebiet so folgenreic­h wie im Bildungsse­ktor. Wird etwa das, was im Unterricht an Schulen gesprochen wird, eher als Dialekt oder eher als Hochdeutsc­h wahrgenomm­en? Welche Einstellun­gen gibt es gegenüber anderen Sprachen und nichtdeuts­chen Akzenten, die an den Schulen immer mehr zunehmen? Diesen Fragen geht ein weiteres Projekt nach, das Prof. Elspaß leitet. Es zeigt sich etwa, dass Dialekt sprechen im Unterricht­salltag in vielen Regionen Österreich­s üblicher und akzeptiert­er ist als zum Beispiel in Deutschlan­d.

Die beiden Projekte werden vom Fonds zur Förderung der wissenscha­ftlichen Forschung ( FWF), der Universitä­t Salzburg und der ÖAW unterstütz­t.

www. dioe. at

Wenn man weiß, wie siCh die Dialekte Ändern, kann man Besser verstehen, naCh welChen Prinzipien siCh SpraChe verÄndert.

Univ.-Prof. Dr. phil. Stephan Elspaß

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Univ.- Prof. Stephan Elspaß analysiert mit modernen Aufnahmete­chniken unsere Sprache.

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