Und jetzt?
Daumen drückend vor dem TV- Gerät, jubelnd in der Fan- Zone, Schulter klopfend beim Empfang. Österreichs Politiker, vom Bundespräsidenten abwärts, waren an vorderster Front, wenn es darum ging, ihre Begeisterung für die ÖFB- Frauen kundzutun.
Seit Donnerstag sind unsere Fußballerinnen die drittbesten in Europa! Bis zu 1,35 Millionen Fans fieberten beim Halbfinal- Krimi im ORF mit. Vom Außenseiter zum Quotenhit! In nur drei Wochen . . . Und jetzt??? Jetzt sind genau jene Entscheidungsträger gefragt, die mit „ Wir sind so stolz auf euch!“- Sagern Fahnen schwenkend in der ersten Reihe standen.
Denn die Defizite, die es im heimischen Frauenfußball gibt, schreien zum Himmel. Man braucht nur einen Blick auf die FrauenBundesliga werfen. 100 bis 150 Zuschauer je Spiel, keine einzige Profispielerin, reiner Amateursport. „ Dabei geht es nicht nur ums Geld“, weiß Gernot Zirngast von der Vereinigung der Fußballer, „ sondern um die Rahmenbedingungen.“Wenn sich etwa eine Spielerin am Platz verletzt, gilt dies als Freizeitunfall. Zudem werden keine Zeiten für die Pension angerechnet. Für die EM- Teilnahme müsste sich eine Klubspielerin, die einem Beruf nachgeht, gar Urlaub nehmen.
Kein Wunder also, dass fast alle die „ Flucht“ins Ausland antreten. Wo sie mit im Schnitt 30.000 Euro brutto im Jahr zumindest sozial abgesichert sind. Trotzdem war es im Grunde purer Idealismus, der unsere Kickerinnen zu dem machte, was sie für viele Menschen sind: zu Europameisterinnen der Herzen!