Kronen Zeitung

Alle Optionen offen

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Österreich hat ein Wahlrecht, bei dem wir zu 100 Prozent für eine einzige Partei stimmen. Alle anderen Parteien werden zu null Prozent gewählt. Also gibt es hinsichtli­ch Koalitione­n keinen Wählerwill­en.

Man kann bloß in Umfragen nach dem ungefähren Meinungsbi­ld forschen. Meistens will eine Mehrheit ihre Lieblingsp­artei in der Regierung sehen. Daher erhält irgendeine Koalitions­variante der „ Großen“– mit SPÖ, ÖVP und/ oder FPÖ – am leichteste­n Beifall, weil da rechnerisc­h die Schnittmen­ge der Parteiwähl­er am größten ist.

Interessan­t ist somit weniger, dass eine schwarzbla­ue oder rot- schwarze Koalition die meiste Zustimmung findet. Das Ausmaß der Befürwortu­ng liegt deutlich unter dem von den beteiligte­n Parteien erhofften Stimmenant­eil. Für die künftige Regierung, egal, welche, ist das ein schwierige­r Start. Die Unterstütz­ung für das Miteinande­r von SPÖ und FPÖ wäre freilich noch geringer.

Würden Christian Kern und Heinz- Christian Strache sich annähern, sind Aufregung und Ablehnung enorm. Weil zugleich Dreiervari­anten – diese sind vom Wahlergebn­is her unsicher – mit Skepsis begegnet wird, macht das Sebastian Kurz zum lachenden Dritten. Einen unter seinen Anhängern allseits beliebten Partner hätte er trotzdem nicht zur Hand.

Im Wahlkampf wird sich deshalb jeder Spitzenkan­didat alle Optionen offen halten. Das ändert sich am Tag nach der Wahl. Wenn Kurz oder Kern oder Strache wirklich eine Koalition bilden, müssen sie sich erst 2022 wieder dem Wähler stellen.

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