Wahlärzte statt Kassenärzte
Jungmediziner zieht es ins Ausland Kritik an Lippenbekenntnissen der Politik
Unser Gesundheitssystem krankt: Egal, ob Gangbetten, lange Wartezeiten auf Untersuchungen oder Operationen – die Beitragszahler erhalten immer weniger Leistung. Mit der Kampagne „ Ohne Ärzte geht’s nicht“will die Kammer den wahlwerbenden Parteien ( siehe auch unser Gesundheitsschwerpunkt im Wahl Extra) den akuten Reformbedarf ins Gedächtnis rufen.
Schon jetzt finden sich österreichweit für 70 Kassenarzt- Praxen keine Doktoren. Jungmediziner zieht es eher ins Ausland, in die Schweiz, nach Deutschland oder nach Skandinavien. Die Anzahl der Wahlarztpraxen hat sich seit 1999 mit 7150 mehr als verdoppelt. Im Bereich Leo- ben und Bruck/ Mur herrscht akuter Mangel an Kinderärzten, in einigen Tälern Tirols warten Bewohner vergeblich auf einen Hausarzt. Die Diagnose für den Schwund ist einfach: Kassenmedizinern werden von den Sozialversicherungen Leistungen nur bis zu einer gewissen Anzahl vergütet. „ Darüber hinaus erbrachte Leistungen werden nicht honoriert, un- abhängig vom konkreten Bedarf des Patienten“, kritisiert Nobert Meindl, Urologe in Hartberg ( Stmk.)
„ Zentren, wie das Primärversorgungs- Gesetz sie vorschreibt, sind eine Bedrohung für die wohnortnahe Versorgung“, schlägt Naghme Kamaleyan- Schmied Alarm, Allgemeinmedizinerin aus Wien-Floridsdorf. Und Johannes Steinhart, Vize der Ärztekammer, fordert brauchbare Lösungen statt Lippenbekenntnisse der Politiker. Auch in diesen Zentren braucht man Mediziner, die derzeit nicht in Sicht sind.