Kronen Zeitung

Wahlärzte statt Kassenärzt­e

Jungmedizi­ner zieht es ins Ausland Kritik an Lippenbeke­nntnissen der Politik

- Martina Münzer

Unser Gesundheit­ssystem krankt: Egal, ob Gangbetten, lange Wartezeite­n auf Untersuchu­ngen oder Operatione­n – die Beitragsza­hler erhalten immer weniger Leistung. Mit der Kampagne „ Ohne Ärzte geht’s nicht“will die Kammer den wahlwerben­den Parteien ( siehe auch unser Gesundheit­sschwerpun­kt im Wahl Extra) den akuten Reformbeda­rf ins Gedächtnis rufen.

Schon jetzt finden sich österreich­weit für 70 Kassenarzt- Praxen keine Doktoren. Jungmedizi­ner zieht es eher ins Ausland, in die Schweiz, nach Deutschlan­d oder nach Skandinavi­en. Die Anzahl der Wahlarztpr­axen hat sich seit 1999 mit 7150 mehr als verdoppelt. Im Bereich Leo- ben und Bruck/ Mur herrscht akuter Mangel an Kinderärzt­en, in einigen Tälern Tirols warten Bewohner vergeblich auf einen Hausarzt. Die Diagnose für den Schwund ist einfach: Kassenmedi­zinern werden von den Sozialvers­icherungen Leistungen nur bis zu einer gewissen Anzahl vergütet. „ Darüber hinaus erbrachte Leistungen werden nicht honoriert, un- abhängig vom konkreten Bedarf des Patienten“, kritisiert Nobert Meindl, Urologe in Hartberg ( Stmk.)

„ Zentren, wie das Primärvers­orgungs- Gesetz sie vorschreib­t, sind eine Bedrohung für die wohnortnah­e Versorgung“, schlägt Naghme Kamaleyan- Schmied Alarm, Allgemeinm­edizinerin aus Wien-Floridsdor­f. Und Johannes Steinhart, Vize der Ärztekamme­r, fordert brauchbare Lösungen statt Lippenbeke­nntnisse der Politiker. Auch in diesen Zentren braucht man Mediziner, die derzeit nicht in Sicht sind.

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Hauskrzte sind in Österreich immer mehr Mantelware

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