Kronen Zeitung

Mit Nachdruck

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Ein

Mann stieg zu später Stunde in ein Taxi ein, setzte sich neben den Fahrer und zeigte sich sehr gesprächig: „ Wissen S, i sitz am liabstn nebn an Chauffeur. Erstens hat ma a bisserl a Aussprach, zweitens is des der wärmste Platz, drittens hat ma an panoramisc­hen Ausblick, viertens ziagts net, und was des Wichtigste is, i hab immer den Tachometer im Auge. Wias ma z vül wird, steig i aus. Wissen S, mir is scho passiert, dass der Tachometer schneller grennt is wia des Auto, dauernd hats klackklack gmacht, bei jeder Eckn war a Euro weg. In so an Fall verlass i sofort das Auto und geh z Fuaß weiter, weil i bin zwar net neidig, aber aa net deppert, bei mir kriagt a jeder sein Schmattes, nur für a Weh derf mi kaner haltn . . .“

„ Scho guat“, sagte der Chauffeur, „ wo wolln S denn eigentlich hin, der Herr?“

„ Des is heut a bisserl a schwierige Gschicht“, sagte der Fahrgast, hob seinen Zeigefinge­r und begann, an der angelaufen­en Windschutz­scheibe zu zeichnen. „ Sehn S, des is der Karlsplatz, da samma jetzt, und nun mach ma a Sprüngerl ume in dritten Bezirk, mir fahrn am bestn a sooo, und dann a sooo . . .“

„ Was tuan S denn?“, rief der Chauffeur, „ was zeichnen S ma denn da vur der Nasn umadum? Sagn S mir de Gassn, und de Gschicht hat se!“

„ I sag Ihna ka Gassn mehr“, erwiderte der Fahrgast, „ weil i siech grad, Se habn ebenfalls so an Tachometer, der was schneller wia a Stoppuhr rennt. Der Platz is zwar warm, ma hat a Aussprach und an panoramisc­hen Blick, aber um des Geld, was der Tachometer anzagt, kann i schon nach Salzburg hin und zruck fahrn, ma könnt schon fast sagn: im Schlafwagn . . .“

„ Entweder war er von Haus aus deppert oder angsoffn“, sagte der Chauffeur als Zeuge. „ Jednfalls hab i eahm aussteigen lassen, mit a bisserl an Nachdruck, weil i verärgert war. Zurnich hat er so stark de Tür zuaghaut, dass zwa Zierleistn von allane obegfalln san. Des muass er zahln, und natürlich den Fuhrlohn vom Karlsplatz bis zur Stätte des Außeschmei­ßens. Weil i siach net ein, warum i auf de Kostn sitzn bleibn soll, werter Herr Rat.“

Der Beschuldig­te war nicht erschienen. Die Verhandlun­g wurde vertagt.

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