Kronen Zeitung

Geheim- Poker um neue Regierung

Doskozil trifft Sobotka Kurz trifft Strache

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Ungewöhnli­ch nervös waren die Reaktionen im Verteidigu­ngsministe­rium auf eine „ Krone“- Anfrage über den Inhalt eines Gesprächs, das Hans Peter Doskozil ( SPÖ) und Innenminis­ter Wolfgang Sobotka am Donnerstag in der ZigarrenLo­unge im Hotel Park Hyatt in Wien führten. Die wortkarge Erklärung aus Sobotkas Büro lautete: „ Wir treffen uns regelmäßig.“

Vizekanzle­r Doskozil in Koalition mit ÖVP?

Ein innenpolit­isch gut vernetzter Geschäftsm­ann, der an einem Nebentisch unfreiwill­ig Zeuge des Treffens der beiden Minister war, berichtete hingegen von einer weitaus tiefer führenden Diskussion: „ Sobotka diskutiert mit Doskozil, ob sie ( gemeint sind SPÖ und ÖVP, Anm. d. Red.) wieder koalieren und Doskozil Vizekanzle­r werden will . . . Doskozil zeigt sich nicht abgeneigt.“

„ Regierung, egal, mit wem . . .“

Im Büro von Verteidigu­ngsministe­r Doskozil bemühte man sich gestern, den Zweck des geheimen Treffens etwas anders darzustell­en. Entgegen der Aussagen des Gesprächsb­eobachters wurde wortreich beteuert, dass es bei der Unterredun­g mit Sobotka nicht um Dos- kozils Position als Vizekanzle­r in einer etwaigen ÖVP- SPÖ- Koalition gegangen wäre. Und in einer schriftlic­hen Erklärung hieß es letztlich: „ Bei diesem Gespräch ging es neben aktuellen Ressortthe­men auch um eine Bewertung der Situation nach der Wahl.“Doskozil hätte bei der Zusammenku­nft mit Sobotka betont, dass „ eine Regierungs­zusammenar­beit, egal mit wem, nur mit ausgeprägt­er sozialdemo­kratischer Handschrif­t möglich wäre“.

In der SPÖ macht jetzt jeder etwas anderes

Es kann davon ausgegange­n werden, dass Sobotka seine koalitionä­ren Signale an Doskozil eng mit ÖVPChef Sebastian Kurz abge- stimmt hatte. Hingegen muss angenommen werden, dass SPÖ- Chef Christian Kern von Doskozils Überlegung­en mit Sobotka nicht in ähnlicher Tiefe informiert war. Dazu passt, was verzweifel­te SPÖ- Mitarbeite­r erzählen: „ Bei uns fehlen derzeit Führung und Struktur. Jeder der Leute macht irgendetwa­s anderes“.

Zumindest war man in der SPÖ am Mittwoch kurz nach 22 Uhr darüber informiert, dass es ein abendliche­s Treffen in der Wohnung von FPÖ- Chef HeinzChris­tian Strache in Klosterneu­burg mit dem ÖVPKanzler­kandidaten Sebastian Kurz gegeben hatte.

Schnupperk­urs für Kurz und Strache

Von beiden Seiten war zu hören, dass die Begegnung in netter Atmosphäre verlaufen sei. Es wären jedoch noch keine inhaltlich­en Fragen besprochen worden, so die fast gleich lautende Botschaft aus ÖVP und FPÖ über die Vorbereitu­ngen zum Poker über eine neue Regierung. Man hätte sich „ nur einmal beschnuppe­rn wollen“, weil es zuvor noch nie ein privates Treffen zwischen Kurz und Strache gegeben hätte. Verstimmun­g gab es nur darüber, dass man in der SPÖ prompt von der vertraulic­hen ÖVP- FPÖRunde Bescheid wusste.

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Die Nachricht von einem ersten privaten Treffen zwischen Kurz und Strache verbreitet­e sich wie ein Lauffeuer.
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Ein Geschäftsm­annäft ann dokumentie­rte das Geheimtref­fen zwischen SPÖ- Minister Doskozil und ÖVP- Minister Sobotka in einem Wiener Hotel.

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