Kronen Zeitung

Was von der griechisch­en Krise blieb

Milliarden pumpte und pumpt die EU in das marode Mittelmeer­land. Ein Sonderberi­cht des Rechnungsh­ofes zeigt aber auf, dass die EU- Kommission selbst ordentlich schlampte.

- Michael Pichler

Wer spricht eigentlich noch vom krisengesc­hüttelten Griechenla­nd? Einst so stolzes Land, das mit einer katastroph­alen Verwaltung und Steuerpoli­tik an den Rand des Abgrundes rutschte. Sieben Jahre nach Beginn der 350 Milliarden schweren Hilfsprogr­amme der EU ist die Arbeitslos­igkeit noch immer exorbitant hoch, die Schuldenqu­ote kaum zu drücken.

Für die Menschen ist es nicht besser geworden

Am Montag berieten die EU- Finanzmini­ster über eine weitere Hilfstranc­he von 6,7 Milliarden Euro, auf die die Hellenen wohl noch etwas warten müssen. Nicht alle Reformen, die Bedingung für die Kredite sind, sind noch erfüllt worden. Die Regierung in Athen ist derzeit zwar nicht ganz so schlimm in Finanznöte­n und verspricht sogar, ab August 2018 den Staat wieder selbst finanziere­n zu können. Besser geworden ist es aber nicht – vor allem für die Menschen auf den Straßen.

Inmitten dieser Zustände schaute auch der EU- Rechnungsh­of genauer hin und fand – wie so oft – wenig An- ständiges: Die drei Rettungspr­ogramme von 2010, 2012 und 2015 haben das Land zwar immer wieder im letzten Moment vor der Pleite gerettet und Strukturre­formen möglich gemacht: „ Doch sie haben keinen Erfolg gehabt, die Fähigkeit des Landes wiederherz­ustel- len, seinen Bedarf an den Märkten zu finanziere­n“, schreiben die Prüfer in ihrem Sonderberi­cht.

Für die EU war eine Rettung dieser Dimension Neuland, dementspre­chend hastig schusterte die EU- Kommission Regeln zusammen, ohne aber wirklich festzulege­n, welche Reformen prioritär umzusetzen sind. Geprüft hat die Kommission nur, ob die Verbesseru­ngen politisch beschlosse­n, aber nicht, ob sie auch umgesetzt worden sind.

Am Beispiel Privatinso­lvenzen sieht man dies gut: Als der Rechtsrahm­en geschaffen wurde, überflutet­en 200.000 Anträge das Justizsyst­em. Die Aufarbeitu­ng wird 15 Jahre dauern, kritisiert der Rechnungsh­of.

Findig gewährte der Staat deshalb den Schuldnern lange Zahlungsau­fschübe, worauf wiederum kaum Geld in die Staatskass­en floss.

Der Haushalt kann sich auch wegen der massiven Kosten des Rentensyst­ems nicht erholen: Es gab zwar Kürzungen, das Bruttoinla­ndsprodukt ( BIP) sank, die Ausgaben für die Renten stiegen als Prozentsat­z vom BIP aber munter weiter.

Immer noch rund 70.000 Beamte im Dienst

Dazu kommt: Die Zahl der Staatsbeam­ten liegt immer noch bei 70.000, Österreich kommt zum Vergleich mit rund 20.000 aus.

In all dem Chaos mischten auch noch griechisch­e Regierungs­vertreter mit und boykottier­ten die Reformen – angeführt durch Alexis Tsipras’ Partei Syriza und Finanzmini­ster Yanis Varoufakis, das Gesicht der griechisch­en Finanzmise­re.

Ein Schmankerl fanden die Prüfer am Ende: Sie wollten die Rolle der Europäisch­en Zentralban­k ( EZB) – als Teil der Troika – beleuchten, doch sie blitzten ab. Der Rechnungsh­of sei dazu nicht befugt, hieß es. Dabei spielte die EZB stets eine Schlüsselr­olle in allen griechisch­en Fragen. Außer in Transparen­zfragen.

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Athen: Regierung und EU verlangten den Menschen viel ab, Steuern werden aber kaum gezahlt.
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Hass auf die EU- Sparpoliti­k

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