Beim Trüffel- Latte das Schaf streicheln
Dieses Kaffeehaus könnte auch in London, Paris oder Berlin sein. Aber dann wäre die schwarze Brühe nicht so außergewöhnlich gut.
Also sagen wir Mailand. Oder überhaupt Wien.
Ein Espresso, wie er sein sollte. Zäh, dickflüssig, mit einer dünnen, aber dichten Schaum- Schicht überzogen. Stark und brennheiß. Das ist ein Künstler, da an der glitzernden Maschine an der Wand. Dieser Kaffee, dieser Barista – sagenhaft. Am besten wär’s: einpacken & mitnehmen. Denn das ist weder Mailand noch Wien. Das ist Gangneung.
Eigentlich seltsam. Asien und Kaffee – das ist an sich wie Hund und Katz. Tee in allen Varianten. Von Jasmin über Matcha zu grünem Tee. Sozusagen alles, was das Gemüsebeet hergibt, wird getrocknet und mit heißem Wasser aufgegossen.
Aber Kaffee????? Da flüchtet man in Peking, Tokio oder Singapur doch mit Begeisterung in die amerikanischen Coffee- Ketten.
Nun, Korea ist anders. Und Gangneung ist noch einmal anders. Eine überzeugte Kaffee- Metropole, das 200.000- Einwohner- Städtchen am Meer mit fünf (!) Eishallen. Es gibt dort nicht nur eigene Kaffee- Straßen, sondern auch Hunderte Röstereien, noch viel mehr Kaffeehäuser. Und sogar ein alljährliches Kaffee- Festival.
Gangneungs Bewohner pflegen zu sagen: „ Unser Kaffee ist wie Hausmannskost, die an Mutters Rezepte erinnert.“
Woher das Faible für das Bohnen- Getränk kommt? Nun, es ist, wie im Land der Samsung- und LG- Fernseher unschwer zu erraten, das TV- Kastl schuld. Die erste Tasse Kaffee in Südkorea wurde schon im September 1886 von einem amerikanischen Diplomaten getrunken, und zehn Jahre später verliebte sich Kaiser Gojong in den schwarzen Saft, doch erst die koreanische TV- Serie „ Coffee Prince“löste 2007 einen regelrechten Kaffee- Boom aus. In Seoul explodierte die Zahl der Coffee- Shops von 800 ( 2005) auf 15.000 ( 2015).
Inzwischen findet man in der Hauptstadt sogar sogenannte Themen- Cafés. Wie etwa das „ Thanks Nature Cafe“. Dort stößt der Besucher auf zwei Schafe ( ja, echte), die die Gäste streicheln können, während sie ihren Himbeer- Trüffel- Latte, PfefferminzMokka oder den Kirschblüten- Frappuccino mit rosa Schokoladenblättchen schlürfen. Ja, Korea ist ein Land mit unbegrenzten Möglichkeiten. Auch beim Kaffee.