Am und unter Wasser
Theater der Jugend: „ Meermädchen“
Zitterrochen, leuchtende Quallen, Meermädchen, ein böser Riesenkrake und anderes Getier bevölkern den Grund des Ozeans: Gerald Maria Bauer hat für das Renaissancetheater Hans Christian Andersens Kunstmärchen „ Die kleine Meerjungfrau“adaptiert, mit Fantasie und sehr stimmungsvoll inszeniert.
In Zeiten der sprachlichen Überkorrektheit ( die nun schon ein wenig überstrapaziert wirkt) musste wohl aus Andersens Meerjungfrau ein Meermädchen werden. Und dennoch: Mit Sebastian von Lagiewski ist Bauer eine sprachlich runde Fassung ohne jegliche Neu- Germanismen gelungen. Ganz ohne „ lecker“beim Genuss von Grog und Fischsuppe, ohne „ hochkommen“und „ Vor Ort“- Sein am Strand.
Trotzdem geht es am Beginn der Geschichte nach oben! Beim Hinaufkommen an die Wasseroberfläche hilft die kleine Meerjungfrau Elida ( mit Geheimnis: Shirina Granmayeh) dem Hafenjungen Piet ( Niklas Doddo), der Schiffbruch erlitten hat. Gleich schießt Amor seinen Pfeil ab, und sie wünscht sich nichts mehr als Beine zu haben, an Land bei der neuen Liebe zu leben – bis Schwierigkeiten auftauchen . . . Das erzählt Bauer frei ( aber nicht zu sehr) nach Andersen, auf hohem Theaterniveau, aber doch verständlich für kleines Publikum. Auch Typen wie Plemperbier, „ ein Seebär vom alten Korn“( Christian Strasser), sprechen angenehmerweise nicht mit plattdeutschem Akzent. Einzig der witzige „ Klabautermann“mit Putzsucht, Stefan Rosenthal, darf seine Diktion eine wenig seemännisch einfärben.
Bauers Inszenierung hat Atmosphäre, sowohl auf dem als auch unter Wasser. Mit Figurinen ( von Sardinenschwarm bis Anglerfisch), Videos von rauschendem Wellen, dem Puppenspiel im Aquarium und fantastischen Kostümen von Nicole von Graevenitz ( etwa für den „ Kraken“Sara Livia Krierer) gelingen dem Ensemble unterhaltsame wie lehrreiche Stunden.