Im Visier
Der Mensch ist leicht zu durchschauen – zumindest auf Facebook. Sie scheint ganz harmlos zu sein, diese soziale Internet- Blase, diese bunte Welt aus Katzenbildern und Hundevideos, Essensfotos und tiefschürfenden Sinnsprüchen. Man likt, teilt Herzchen oder Wutgesichter aus – und hinterlässt so eine digitale Spur, deren Fährte andere zu Gold machen.
Dass alle Daten, die über uns auf Facebook gesammelt werden, zu gezielter Werbung führen, ist längst kein Geheimnis mehr. Algorithmen wissen genau, was wir wollen – und lassen die passende Anzeige in der Chronik aufpoppen.
Der aktuelle Datenskandal, bei dem die Firma Cambridge Analytica an die Informationen von 50 Millionen Facebook- Usern gelangt sein soll, zeigt jedoch die wahre Macht der digitalen Goldgräber. Die Firma brüstet sich damit, für den Erfolg von Donald Trump und der Brexit- Abstimmung verantwortlich zu sein. Indem sie eine Wahlkampf- Waffe einsetzte, die nachdenklich macht: Mikrotargeting. „ Mikro“– das ist jeder Einzelne von uns. Und beim „ Targeting“werden wir gezielt ins Visier genommen, um punktgenau mit Infos beschossen zu werden. Ob da nun wahre Meldungen oder Fake News durch unsere Facebookprofile rattern, ist den MikroJägern ganz egal – Hauptsache, das Ergebnis stimmt.
Der Mensch ist leicht zu durchschauen – und leicht zu manipulieren auf Facebook. Und es wird Zeit, dass Mark Zuckerberg und Co. endlich die Verantwortung für diese Welt der Daten, die sie geschaffen haben, übernehmen.