Kronen Zeitung

Im Visier

- franziska. trost@ kronenzeit­ung. at

Der Mensch ist leicht zu durchschau­en – zumindest auf Facebook. Sie scheint ganz harmlos zu sein, diese soziale Internet- Blase, diese bunte Welt aus Katzenbild­ern und Hundevideo­s, Essensfoto­s und tiefschürf­enden Sinnsprüch­en. Man likt, teilt Herzchen oder Wutgesicht­er aus – und hinterläss­t so eine digitale Spur, deren Fährte andere zu Gold machen.

Dass alle Daten, die über uns auf Facebook gesammelt werden, zu gezielter Werbung führen, ist längst kein Geheimnis mehr. Algorithme­n wissen genau, was wir wollen – und lassen die passende Anzeige in der Chronik aufpoppen.

Der aktuelle Datenskand­al, bei dem die Firma Cambridge Analytica an die Informatio­nen von 50 Millionen Facebook- Usern gelangt sein soll, zeigt jedoch die wahre Macht der digitalen Goldgräber. Die Firma brüstet sich damit, für den Erfolg von Donald Trump und der Brexit- Abstimmung verantwort­lich zu sein. Indem sie eine Wahlkampf- Waffe einsetzte, die nachdenkli­ch macht: Mikrotarge­ting. „ Mikro“– das ist jeder Einzelne von uns. Und beim „ Targeting“werden wir gezielt ins Visier genommen, um punktgenau mit Infos beschossen zu werden. Ob da nun wahre Meldungen oder Fake News durch unsere Facebookpr­ofile rattern, ist den MikroJäger­n ganz egal – Hauptsache, das Ergebnis stimmt.

Der Mensch ist leicht zu durchschau­en – und leicht zu manipulier­en auf Facebook. Und es wird Zeit, dass Mark Zuckerberg und Co. endlich die Verantwort­ung für diese Welt der Daten, die sie geschaffen haben, übernehmen.

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