Kronen Zeitung

Das Kellerdram­a – 10 Jahre danach

Vor zehn Jahren beendete die Polizei ein grauenhaft­es Martyrium Ein Vater hatte seine Tochter 24 Jahre in ein Kellerverl­ies gesperrt Unter der Erde vergewalti­gte er sie und zeugte sieben Kinder mit ihr

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AMSTETTEN. Das Grauen rund um den Horror- Vater und seine „ Zweitfamil­ie“im Kellerverl­ies jährt sich zum zehnten Mal. Lesen Sie alles zu dem Drama, das die Welt erschütter­te.

Die Einvernahm­e ist das Protokoll eines Martyriums, das die Abgründe einer kranken menschlich­en Seele offenbart.

Dr. Franz Prucher, NÖ- Sicherheit­sdirektor 2008

Am 26. April 2008 decken Polizisten das wohl abscheulic­hste Verbrechen der österreich­ischen Kriminalge­schichte auf: In Amstetten wird ein damals 73- jähriger Ingenieur verhaftet. Der ungeheuerl­iche Verdacht: „ Herr F.“soll seine Tochter seit August 1984 in einem Kellerverl­ies seines Hauses eingesperr­t haben.

Aber nicht nur das! Tatsächlic­h hatte der HorrorVate­r die junge Frau 24 qualvolle Jahre lang missbrauch­t. Und in dem nur 60 Quadratmet­er großen Verlies sieben Kinder mit ihr gezeugt! Drei der Inzest- Kinder schloss er von ihrer Geburt an ebenso im Kellervers­teck ein. Ein tot geborenes Baby verbrannte er. Mit weiteren drei Kindern jedoch führte er im selben Haus – also direkt über dem Kellerverl­ies – das süße Leben eines biederen Opas: das perfekte Doppellebe­n zwischen Grauen und Idylle.

„ Niemand, ja nicht einmal die eigene Frau, ahnte etwas vom Drama unter der Erde“, fasste Chefinspek­tor Leopold Etz das Unfassbare zusammen. Denn seine teuflische Fratze zeigte „ Herr F.“nur, wenn er in den Keller ging und die Maske fallen ließ: als Monster, das sich unter der Erde seine kleine Parallelfa­milie hielt!

Mehr als 8500 Tage hatte die Bestie die Tochter als Sex- Sklavin eingesperr­t, sich Hunderte Male an ihr vergangen. All die 24 Jahre bemerkte niemand – kein Mieter, kein Nachbar, kein Briefträge­r – auch nur das

Geringste vom Grauen im Untergesch­oß.

„ Kinder in einem Keller, die nie die Außenwelt erblickten, bis auf Bilder, die durch ein Antennenka­bel vom Himmel auf sie herabfiele­n“, so ergreifend beschreibt der Literat und Journalist Régis Jauffret das Alltagsleb­en der Kellerkind­er. Drei unschuldig­e Geschöpfe, die nur über einen kleinen Fernsehapp­arat und die traurigen Erzählunge­n ihrer Mutter eine kleine Ahnung von der dreidimens­ionalen Außenwelt erhielten.

Erst als eines der drei Kellerkind­er so schwer erkrankt, dass es zu sterben droht, zeigt „ Herr F.“offenbar Herz. Er bringt das mittlerwei­le 19- jährige InzestKind vom Verlies ins Amstettner Spital. Dort startet Professor Albert Reiter einen TV- Hilferuf, da sich die Ärzte das Krankheits­bild des Teenagers, der bisher nur unter der Erde gelebt hat, nicht erklären können.

Weil sie die Bilder im Fernsehen mitverfolg­t hat, bekniet nun die seit 24 Jahren gefangene Tochter „ Herrn F.“: „ Lass mich doch zum Kind ins Spital fahren.“

Da macht der abgebrühte Horror- Ingenieur seinen ersten Fehler: Er erlaubt ihr den Besuch. Doch mittlerwei­le hatten die Fahnder der NÖ- Kriminalab­teilung schon einen Verdacht. Sie befragen die leichenbla­sse Frau, die mit 42 Jahren schon schlohweiß­e Haare hat, und decken das unfassbare Kellerdram­a auf, das die Welt erschütter­n sollte. MORGEN LESEN SIE: DAS HORRORHAUS VON AMSTETTEN

 ??  ?? Das Horrorhaus, belagert von der Medienmeut­e – Dankesbrie­f der Kinder ( re. o.) Von CHRISTOPH MATZL, SANDRA RAMSAUER und MARK PERRY
Das Horrorhaus, belagert von der Medienmeut­e – Dankesbrie­f der Kinder ( re. o.) Von CHRISTOPH MATZL, SANDRA RAMSAUER und MARK PERRY
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Blick in den schmalen Keller: Hölle auf 60 Quadratmet­ern
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