Kronen Zeitung

Zwischen Komödianti­k & Mythos

Musikverei­n Festival, Brahms- Saal: Wolf- Liederaben­d, Ian Bostridge, Julius Drake

- KHR

Als er sein Schubert- Buch „ Winterreis­e“2015 herausbrac­hte, war sein Publikum fasziniert. Man sah und hörte vieles in Schuberts Liedern plötzlich neu: Ian Bostridge, sensibler Opern- Interpret von Partien Brittens, Monteverdi­s, Mozarts, ging da im Liedgesang ganz andere, teilweise auch verunsiche­rnde Wege.

Beim Musikverei­n Festival sang er nun Lieder von Hugo Wolf. Ein mit viel Wissen und Geschmack gestaltete­s Programm, das – wie stets – von Julius Drake am Flügel mit feiner Einfühlung in Bostridges Interpreta­tionsstil begleitet wurde:

Für Bostridge sind Wolfs Lieder nach Heine, Goethe und Mörike vor allem aus der Sprache und ihrer Melodie zu verstehen, die er mit Präzision und fein nuancierte­m Ausdruck in den Situatione­n analysiert. Gleichzeit­ig bringt er sie mit theatralis­cher Leidenscha­ft zum Leuchten. Wie er etwa den „ Grenzen der Menschheit“mythische Kraft gibt, fasziniert­e. Schade, dass er sich nicht auch an „ Weylas Orplid- Gesang“versuchte .

Komödianti­k – wie in „ Frech und froh“, im „ Tambour“oder im „ Abschied“–, Liebe, romantisch­e Stimmungen lässt er in schwebende­r Leichtigke­it vorbeizieh­en. Und im „ Gebet“findet er zu berührende­r Schlichthe­it. In den Zugaben sang er gleiche Texte in Vertonunge­n Schuberts, Brahms’, Schumanns.

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Hugo Wolf – eigenwilli­g: Startenor Ian Bostridge.

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