Molekularer Jungbrunnen
In Innsbruck stellen Forscher künstliche Gehirnstammzellen aus menschlicher Haut her
Stammzellen könnten der Schlüssel dafür sein, Krankheiten besser zu verstehen und zu heilen und das Leben bei guter Gesundheit zu verlängern. Stammzellen sind faszinierend einzigartig – sie können sich unbegrenzt vermehren und sich in reife Körperzellen entwickeln“, erklärt Prof. Frank Edenhofer vom Institut für Molekularbiologe der Leopold Franzens Universität Innsbruck. Sein Team untersucht die grundlegenden Mechanismen, welche diese Zellen so besonders machen, und zielt auf die Verwendung von Stammzellen für die Heilung von Krankheiten ab.
Die künstliche Erzeugung von Stammzellen durch sogenannte Zell- Re- programmierung ( Rückverwandlung von bereits reifen Zellen in Stammzellen) steht dabei im Mittelpunkt. Edenhofer hat einen molekularen „ Jungbrunnen“entdeckt, welcher die Herstellung künstlicher Gehirnstammzellen aus menschlicher Haut in faktisch unbegrenzter Zahl ermöglicht. Eine wichtige Zielsetzung ist nun, den Motor dieser Reprogrammierung zu verstehen.
„ Zellen sind Fabriken voller biochemischer Maschinen, die ausgezeichnet vernetzt sind“, so Edenhofer. „ Wir verwenden genetische Schalter wie eine , Software‘, um der Zelle eine neue , Hardware‘ zu geben.“Die Faktoren funktionieren dabei zwar wie Gen- Schalter, jedoch wisse man noch zu wenig über den Ablauf der Reprogrammierung. Eine weitere Zielsetzung besteht in der Untersuchung von Krankheiten mittels reprogrammierter Zellen. „ Wir können nun Zellen herstellen, die bislang kaum zu erhalten waren: Alzheimer- oder Parkinson- Nervenzellen, Gehirnstammzellen von Patienten mit Multipler Sklerose“, so der Molekularbiologe. Damit könne man die krankhaften Veränderungen gründlich analysieren und Maßnahmen zur Heilung testen.
Neben seiner Tätigkeit als Forscher und Hochschullehrer arbeitet Edenhofer als Gründungspräsident der Österreichischen Gesellschaft für Stamm-
Wir verwenden genetische Schalter wie eine , Software‘, um der Zelle eine neue , Hardware‘ zu geben. Univ.- Prof. Dr. Frank Edenhofer
zellforschung am Ausbau dieser Forschungsrichtung. „ Die Stammzellforschung ist eines der am stärksten expandierenden Forschungsgebiete der Biomedizin und beinhaltet immense Chancen für eine nachhaltige Entwicklung unserer Wissensgesellschaft und die zukünftige wirtschaftliche Leistungsfähigkeit. Diese Chance muss Österreich nutzen“, so Edenhofer.
Unterstützung kommt unter anderem vom Fonds zur wissenschaftlichen Forschung ( FWF), vom Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung ( BMBWF) und von der EU.
In dieser Serie stellen wir Projekte von Spitzenforscherinnen und - forschern in Österreich vor. Ausgewählt werden sie von Prof. Dr. Georg Wick vom Biozentrum der Medizinischen Universität Innsbruck.