Kronen Zeitung

Die Logik ist überall

An der TUWien arbeiten Forscher an logischen Formeln, die auch Roboter verstehen

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Das ist ja logisch“, sagen wir, wenn uns etwas völlig klar und unbestreit­bar erscheint. Die Logik ist die Wissenscha­ft des richtigen Schlussfol­gerns. Sie ist eine Disziplin der Philosophi­e, spielt eine wichtige Rolle in der Mathematik und ist die Grundlage der modernen Informatik. „ Mithilfe der Logik kann man überprüfen, ob eine Argumentat­ion richtig ist – das kann ein mathematis­cher Beweis sein, eine medizinisc­he Diagnose oder auch ein Gerichtsur­teil“, erklärt die Logikerin Prof. Agata Ciabattoni vom Institut für Logic and Computatio­n der TU Wien.

Früher beschäftig­te sich die Logik mit Aussagen, die nur entweder richtig oder falsch sein können, wie zum Beispiel eine mathematis­che Gleichung. Aber viele wichtige Fragen lassen sich nicht auf solche Ja- NeinAussag­en reduzieren. Wie sollte man etwa in einer solchen Formel ausdrücken, dass ein Patient „ ein bisschen Bauchweh“hat oder dass es verboten ist, „ über eine rote Ampel zu fahren“? Daher arbeitet man heute oft mit anderen, komplizier­teren Logiken, mit denen man auf logisch ex- akte Weise auch mit weniger präzisen Aussagen oder mit unvollstän­diger Informatio­n umgehen kann.

Prof. Ciabattoni forscht derzeit an Logiken zur Analyse von alt- indischen Sanskritte­xten. Sanskrit ist die in Sprache gefasste Form mündlicher Überliefer­ungen des Hinduismus. „ Die in Sanskrit verfassten Texte der über 2000 Jahre alten Mimamsa- Schule der indischen Philosophi­e übersetzen wir zu diesem Zweck in logische Formeln. So lässt sich die Argumentat­ion der indischen Philosophe­n exakt analysiere­n und in eine Form bringen, die sogar ein Computer verstehen und nachrechne­n kann“, so Ciabattoni. Das wiederum liefere interessan­te neue Einblicke in die alt- indische Philosophi­e – aber das Ziel der Forschung sei im Grunde ambitionie­r- ter: „ Uns geht es darum, ganz allgemein Logiken zu entwickeln, die sich auf juristisch­e Schlussfol­gerungen anwenden lassen“, so die Logikerin. Das wäre einerseits hilfreich für die Rechtswiss­enschaften, anderersei­ts auch für die künstliche Intelligen­z, wenn man zum Beispiel einem Roboter beibringen möchte, sich an rechtliche und moralische Normen zu halten.

Der Wiener Wissenscha­fts- und Technologi­efonds ( WWTF) unterstütz­t diese Forschungs­arbeiten.

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Prof. Agata Ciabattoni entschlüss­elt mit Logik alt- indische Sanskritte­xte.

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