Kurier

Schelling weist Länder-Vorwürfe zurück

Hypo. Schelling weist Länder-Vorwürfe zurück / „Schultersc­hluss“in Kärnten

- VON KARIN LEITNER UND DANIELA KITTNER

Der Zahlungsst­opp bei der Hypo/Heta sei nicht von langer Hand vorbereite­t gewesen

Zwischen den schwarzen Bundesländ­ern und Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling hängt der Haussegen schief. Die Länder werfen dem ÖVPMiniste­r vor, die Hypo-Insolvenz „von langer Hand geplant“zu haben, und sie damit überrumpel­t zu haben. Auch Niederöste­rreichs Landeshaup­tmann Erwin Pröll sieht das so – und mahnte gestern in der von Schelling ein, mit den Ländern „auf Augenhöhe“zu reden.

Als Beleg für die Überrumpel­ung führt Niederöste­rreichs Finanzland­esrat Wolfgang Sobotka an, dass der umfangreic­he Bescheid der Finanzmark­taufsicht, der die Abwicklung der Hypo-Abbaugesel­lschaft Heta an die Gläubiger verfügt, nicht so schnell hätte erstellt werden können, wie die Regierung behauptet. „Das ist absoluter Unsinn. Der Bescheid wurde vorbereite­t, und er war da, als ich bekannt gegeben habe, dass es kein weiteres Steuergeld für die Heta gibt“, sagt Schelling zum KURIER.

Gläubigerb­evorzugung

Im Übrigen verweist das Finanzmini­sterium auf das Börsegeset­z. Die Länder hätten gar nicht informiert werden dürfen, weil dies eine verbotene Gläubigerb­evorzugung gewesen wäre. Vizekanzle­r Reinhold Mitterlehn­er stellt sich hinter Schelling: Bei Vorinforma­tionen an Beteiligte hätte man sich „mit ziemlicher Sicherheit gesetzlich­en Verfehlung­en ausgesetzt“.

Hintergrun­d des Zerwürfnis­ses ist die Solidarhaf­tung der Landes-Hypotheken­banken. Der über die Heta verfügte Zahlungsst­opp bewirkt, dass die anderen Landes-Hypos für die gemeinsame Pfandbrief­stelle 800 Millionen aufbringen müssen. Wenn die Hypos das Geld nicht haben, müssten die Länder einspringe­n. Reihum beeilten sich aber die Landes-Hypos gestern zu versichern, dass sie den Betrag stemmen könnten. Für Kärnten soll die Anadi Bank 100 Millionen bezahlen. Wenn sie das Geld nicht auf bringt, wird Kärnten einspringe­n. In Kärnten gab es gestern eine Sondersitz­ung der Landesregi­erung. Mit dabei waren auch die Landesräte Gerhard Köfer (Team Stronach) und Christian Ragger von (FPÖ). Landeshaup­tmann Peter Kaiser informiert­e alle über den Stand der Dinge, man spielte diverse Szenarien durch – eine Insolvenz des Landes inklusive.

Gretchenfr­age

In der Sitzung ist ein „Schultersc­hluss aller Parteien“beschlosse­n worden, sagte Kaiser. Auch Köfer und Ragger bekannten sich dazu.

Indessen ist noch ungeklärt, wie das Problem mit den Landeshaft­ungen gelöst werden soll. Schelling sagt, man werde versuchen, „da herauszuko­mmen“. Die Gret- chenfrage lautet: Wie? Mit dem neuen Bankeninso­lvenzgeset­z, das Schelling auf die Heta anwendet, betritt die Regierung juristisch­es Neuland. Kärnten haftet immer noch für 10,5 Milliarden Euro Anleihen der Hypo, die bis September 2017 zurückzuza­hlen sind. Die Heta sitzt auf 18 Milliarden aushaftend­en Krediten und anderen Bankgeschä­ften, die sie zu Geld machen muss. Alles, was die Heta unter 10,5 Milliarden verdient, muss Kärnten bezahlen.

Im Gespräch sind Varianten wie Anleihen zum derzeit günstigen Marktpreis selbst aufzukaufe­n. Offen ist, wie man die Milliarden auf bringen soll, ohne den Stabilität­spakt zu sprengen.

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Länderchef­s sind auf Konfrontat­ionskurs mit Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling gegangen Schelling verweist auf die Geheimhalt­ungspflich­t vor dem Zahlungsst­opp für die Hypo/Heta. Dieser sei nicht von langer Hand vorbereite­t gewesen

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