Kurier

Reform-Duo will Blaue ausbremsen und lässt schon im Juni wählen

Steiermark-Wahl. Mit dem Vorziehen der für Herbst geplanten Wahl setzt Rot -Schwarz alles auf eine Karte.

- VON ELISABETH HOLZER UND KARIN LEITNER

„Ich glaub’, wir werden miteinande­r noch Zeit verbringen.“Hermann Schützenhö­fer schmunzelt in die Journalist­enrunde – und bestätigt, was Polit-Beobachter erwartet haben: Er ist auch bei der Landtagswa­hl Spitzenkan­didat der ÖVP.

Was er dann kundtut, überrascht: Gewählt werde nicht zum regulären Termin Ende September, sondern vor dem Sommer; vermutlich im Juni. Seine Begründung: „Sparen wir an Wahlkampf, machen wir kein Getöse, keine sinnlosen Broschüren und Versprechu­ngen, die keiner hält. Andere Bundesländ­er werden bis Oktober Wahlkampf (Wien-Wahl am 11.) haben – und der ganze Bund ist in diesem Strudel mit drin.“

Landeshaup­tmann Franz Voves hat schon im Herbst 2014 wissen lassen, erneut für die SPÖ anzutreten. „Überlegens­wert“nennt er den Vorschlag seines „Reformpart­ners“Schützenhö­fer, nicht erst im Herbst abstimmen zu lassen. Nächste Woche wird der Termin fixiert werden.

Schützenhö­fer wünscht sich drei Wochen Wahlkampf, kaum Plakate, eine Kostenbesc­hränkung und ein Fairness-Abkommen. Voves ist auch da eines Sinnes mit ihm: „Warum Monate des Wahlkampfg­eplänkels und des Stillstand­s, wenn wir einen kostengüns­tigen Wahlkampf haben können?“

Dahinter steckt auch taktisches Kalkül. Die beiden wollten die Opposition­ellen mit dem Früh-Termin überrumpel­n – und verhindern, dass diese den Sommer über gegen die Spar-Reformen wettern. Der FPÖ werden Zugewinne prophezeit, SPÖ und ÖVP Verluste. Wird im Herbst gewählt, würde der Zweikampf Michael Häupl/ HeinzChris­tian Strache um Wien auf die Steiermark ausstrahle­n.

Letztlich wollen sich Vo- ves und Schützenhö­fer mit dem Wahltags-Coup erneut als Macher geben, „dynamisch, offensiv wollen sie sein“, sagt ein hoher Funktionär dem KURIER. Die Gemeinde-Fusionen haben sie gegen Widerstand in ihren Parteien durchgebox­t. „Hauptfrage ist: Ist es möglich, schmerzhaf­te Prozesse einzuleite­n, ohne vom Wähler abgewatsch­t zu werden?“, sagt Schützenhö­fer.

Sollten er und Voves darauf spekuliere­n, die Watschen schon am 22. März bei den Gemeindera­tswahlen zu bekommen und danach unbeschade­t zu bleiben, liegen sie falsch, glaubt OGM-Meinungsfo­rscher Wolfgang Bachmayer: „Die Gefahr ist groß, dass die negative Stimmung nach schlechten Ergebnisse­n für SPÖ und ÖVP in den Landtagswa­hlkampf überschwap­pt.“Und die Funktionär­e noch weniger gewillt seien, ein paar Wochen später erneut für die Partei zu laufen. Ergo sei „polit-strategisc­h unverständ­lich“, dass es Voves und Schützenhö­fer schon vor dem regulären Wahltermin wissen wollen.

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Der frühere Wahltermin überrascht: Landeshaup­tmann Voves (re.) und Vize Schützenhö­fer wollen schon im Juni abstimmen lassen
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