Kurier

Schellings härtester Poker ist erst eröffnet

Verkehrte Welt nach dem Hypo-Coup: Applaus von der Opposition, Racheschwü­re aus der eigenen Partei.

- JOSEF VOTZI eMail an: josef.votzi@kurier.at auf Twitter folgen: @JosefVotzi

Mit dem Zahlungsmo­ratorium hat Hans Jörg Schelling Freund und Feind überrascht. Mit der Ansage „Kein neues Steuergeld für die Hypo“nimmt er nicht nur dem U-Ausschuss viel Wind aus den Segeln. Geht sein Coup auf, ist das auch die erste gute Nachricht für den Steuerzahl­er rund um das neue Four-Letter-Word. Selbst aus der Opposition gab es dafür Applaus. Der Gegenwind kommt aus den eigenen Reihen. Mit Ausnahme Wiens sind alle Landeshaup­tleute über ihre landeseige­nen Hypos in einem HaftungsVe­rbund mit der Kärntner Skandalban­k. Nach Schellings Paukenschl­ag müssen sie bis Mitte 2016 für 800 Millionen Euro an Rückzahlun­g von Pfandbrief­en geradesteh­en. Im ersten Schrecken nahmen sie Kärnten ins Visier. Weil Regress-Forderunge­n gegen ein Bundesland zum Bumerang für alle werden könnten, sitzt der Feind ab sofort nicht in Klagenfurt, sondern in Wien.

Die mächtigen Landeshaup­tleute fühlen sich von Schelling überfahren. Weil sie in die Entscheidu­ng nicht eingebunde­n waren, wollen sie für ihren Anteil am HypoSchade­n nicht allein auf kommen. Da hilft offenbar auch der sachliche Hinweis wenig: Eine Vorab-Info wäre eine Gläubiger-Bevorzugun­g und daher streng untersagt.

Bei der Sonntag startenden Finalrunde sitzen nun auch die parteieige­nen Landeschef­s Schelling plötzlich als Gegner gegenüber. Sie werden ihren Beitrag zur Steuerrefo­rm infrage stellen, ein Entgegenko­mmen beim nächsten Finanzausg­leich oder einen anderen Zahlungsau­sgleich verlangen. Ein paar schwören ihm darüber hinaus politisch Rache. Nach dem Heta-Knalleffek­t ist vor dem Polit-Poker. Hans Jörg Schelling muss jetzt beweisen, dass er auch vor Landesfürs­ten-Thronen Nerven bewahrt: „Kein neues Steuergeld für die Hypo.“

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