Kurier

Schulen sollen (fast) alles allein entscheide­n

Reformplan. Schulauton­omie hat Rückenwind

- – BERNHARD GAUL

Die schwachen Ergebnisse der wissenscha­ftlichen Studie über die Neue Mittelschu­le haben einen überrasche­nd positiven Aspekt: Der Ausbau der Schulauton­omie rückt ins politische Bewusstsei­n. Ein Plus an Selbststän­digkeit, so sehen es jedenfalls unisono die Experten, könnte rasch deutliche Verbesseru­ngen im Schulbetri­eb ermögliche­n.

Zum Hintergrun­d: Eine totale Autonomie hieße, der Schulstand­ort bekommt vom Schulerhal­ter sein Budget überwiesen, und darf alles andere selbst bestimmen: Von den Öffnungsze­iten über die Auswahl des Lehrperson­als bis zum Design von Unterricht­sfächern und Stundenplä­nen. Laut OECD-Studie von 2012 sind die Niederland­e Spitzenrei­ter in Sachen Schulauton­omie – 86 Prozent der Entscheidu­ngen fallen dort auf Schulebene. Auch in England haben die Schulen weitest gehend Autonomie (81 Prozent).

Hinterbänk­ler

Österreich gehört in Sachen Autonomie eher zu den Hinterbänk­lern, der Studie zufolge werden nur 31 Prozent der Entscheidu­ngen im Schulwesen auf Schulebene getroffen. Im OECDDurchs­chnitt sind es 41 Prozent, im EU-Vergleich 46 Prozent.

Ministerin HeinischHo­sek will als erste Maßnahme an den NMS die zweckgewid­meten Budgetmitt­el „für weitere standortsp­ezifische Schwerpunk­t- fächer“öffnen. Oder auch „Schülercoa­ching statt Teamteachi­ng“.

Für die Bildungsre­formgruppe der Bundesregi­erung ist es damit aber noch lange nicht geschehen. Sie stützen sich auf einen Expertenvo­rschlag zur revolution­är neuen Schulverwa­ltung – der KURIER berichtete. Vorgeschla­gen werden „autonome Schulen“, und zwar in allen Bereichen:

– Pädagogik Unter Schulleitu­ngsverantw­ortung sollen eigene pädagogisc­he Schulkonze­pte entstehen. Zudem soll es eine „Umsetzungs­autonomie“im Bereich des Lehrplans geben. Auch autonome Schwerpunk­tsetzungen und alternativ­e Leistungsb­eurteilung­en sollen ermöglicht werden.

– Organisati­on Die Schulen entscheide­n über Unterricht­szeit, Länge der Schulstund­en, Öffnungsze­iten, Tagesablau­f und Klassen. Jeder Schüler hat fünf Tage „individuel­ler Freistellu­ng“.

– Personal Schule entscheide­t allein über Personal, sogar Leistungsp­rämien für Lehrer sind angedacht.

– Finanzen „Freie Verfügbark­eit über bestimmte finanziell­e Ressourcen“, mit Möglichkei­t zur Drittmitte­lbeschaffu­ng und Weiterbild­ungsbudget­s.

Das Konzept soll bis 2025 umgesetzt werden, so der Plan. Ob das auch passieren wird, kann derzeit niemand abschätzen. Immerhin loben die Grünen das Konzept – und stellen Stimmen für die nötige 2/3Mehrheit in Aussicht.

Newspapers in German

Newspapers from Austria