Justizminister: Ferguson hat eine „vergiftete Atmosphäre“
Der Bericht, den das Justizministerium über Ferguson verfasst hat, ist starker Tobak. Anhand vieler Beispiele belegt die Behörde, wie die Stadt ihre schwarzen Bürger schikaniert.
In Ferguson starb vergangenen Sommer der 18-jährige Schwarze Michael Brown durch die Kugel eines weißen Polizisten. Und hier nahm die landesweite Protestwelle gegen rassistisch motivierte Polizeigewalt ihren Ausgang.
Gewalt, die System hat, wie das Ministerium nun bestätigt: Autofahrer, die grundlos angehalten werden; Anzeigen oder Verhaftung für unachtsames Überqueren der Straße; und Festnahmen, wenn man einem Polizisten widerspricht. Die Betroffenen haben in dieser Stadt eines gemeinsam: Sie sind schwarz. 93 Prozent der Festgenommenen in Ferguson sind Afroamerikaner.
Rassismus.
Teufelskreis
Hinzu kommt, dass Polizei und Gericht zusammenarbeiten, allein, um die Kassen der Stadt zu füllen – wenn es keinen Grund für eine Strafe gibt, dann wird einer gefunden, wie der Bericht konstatiert.
Die Bürger sind dem System schutzlos ausgeliefert: Oft erhalten sie nicht einmal richtige Informationen, wann sie vor Gericht zu erscheinen haben. Die Strafe für verpasste Termine ist oft Haft – ein Teufelskreis. All das führt zu einer „schwer vergifteten Atmosphäre“, wie US-Justizminister Eric Holder sagte. Holder, selbst Afroamerikaner, meinte, die Beziehung von Polizei und Bürgern in Ferguson sei „von tiefem Misstrauen und Feindschaft“geprägt.
Und das wird wohl auch die neue Entscheidung des Ministeriums nicht ändern: Der Todesschütze Browns wird auch von den Bundesbehörden nicht angeklagt. Es gebe keine Beweise, dass der Beamte gesetzeswidrig gehandelt habe. Browns Familie will eine zivilrechtliche Klage gegen den Schützen und die Stadt anstrengen. – CAECILIA SMEKAL