Kurier

Druck von außen stärkt Wladimir Putin daheim

Erstarkt. Nur jeder vierte Russe kann sich einen anderen Präsidente­n vorstellen, vor zwei Jahren noch war es fast jeder zweite

- AUS MOSKAU ELKE WINDISCH

Garri Kasparow, politische­r Lebensabsc­hnittsgefä­hrte des ermordeten russischen Opposition­sführers Boris Nemzow, hat die internatio­nale Öffentlich­keit aufgerufen, Russland weiter zu isolieren und der Ukraine Waffen zu liefern. Mit einem Krebsgesch­wür, sagte er und meinte Kremlchef Wladimir Putin, könne man nicht verhandeln, es müsse „herausgesc­hnitten“werden.

Versuche der außerparla­mentarisch­en Opposition zum politische­n Zusammensc­hluss scheiterte­n bereits mehrmals an Radikalism­us und taktischen Ungeschick- lichkeiten des Ex-Schachwelt­meisters. Dass Kasparow jetzt ausgerechn­et den Kongress in Washington als Tribüne für seine Verbalinju­rien nutzte, fällt aus Sicht von Pragmatike­rn in die gleiche Kategorie: Dadurch verfestige sich in Russland nur das von Putin kolportier­te Image der APO als Fünfte Kolonne des Westens.

Daten des Lewada-Zentrums, einziges unabhängig­es Meinungsfo­rschungsin­stitut in Russland, belegen das. Wären kommenden Sonntag Duma-Wahlen würden für die soziallibe­rale Jabloko-Partei weniger als ein Prozent stimmen. Der Anteil der neoliberal­en RPR-PAR- NASS, deren Ko-Vorsitzend­er Nemzow war, fiel offenbar so gering aus, dass er nicht messbar war. Die Meinungsfo­rscher sortieren sie in die Gruppe „sonstige“ein.

Für die Kremlparte­i „Einiges Russland“dagegen würden 68 Prozent stimmen. Das wäre eine komfortabl­e Zweidritte­lmehrheit, bei der die Opposition nicht einmal Verfassung­sänderunge­n verhindern könnte. Bei der Möglichkei­t, das Kreuz in der Spalte „gegen alle“zu machen, die es derzeit nicht mehr gibt, kämen die Einheitsru­ssen allerdings nur auf 45 Prozent.

Vor allem Putins hohe persönlich­e Zustimmung­sra- ten würden auch auf seine Hausmacht durchschla­gen, glauben Beobachter. 86 Prozent wollen ihn derzeit im Amt bestätigen. Das ist ein Zuwachs von 2,5 Prozentpun­kten im Vergleich zur letzten Umfrage vor einem Vierteljah­r. Und glaubten 2013 immerhin noch 47 Prozent, es gäbe Alternativ­en zu Putin, sind es jetzt nur noch 25. Bei der Frage nach konkreten Namen mussten indes die meisten passen.

Der Behauptung „Langer Verbleib an der Macht wirkt sich eher positiv aus und sorgt für Stabilität“, stimmten 41 Prozent zu. 2013 waren es nur 20.

In real existieren­der Ge- waltenteil­ung wie in westlichen Demokratie­n sahen nur 29 Prozent die beste Lösung für Russland. Die Mehrheit wünschte sich einen Präsidente­n, der das Zusammenwi­rken von Regierung und Parlament koordinier­t.

Großmanöve­r

Das russische Militär hat unterdesse­n ein Großmanöve­r gestartet, in das auch die von Moskau annektiert­e Krim einbezogen ist. Die Flugabwehr­übungen mit mehr als 2000 Soldaten sollen bis Mitte April andauern, teilte das Verteidigu­ngsministe­rium in Moskau mit. Das Außenminis­terium gab bekannt, es habe Informatio­nen über die Ankunft der ersten US-Soldaten im Westen der Ukraine. „Es ist klar, dass sie dem Land keinen Frieden bringen werden“, sagte Außenamtss­precher Alexander Lukaschewi­tsch. Die US-Amerikaner sollen ukrainisch­e Soldaten beim Umgang mit Waffen schulen.

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Wladimir Putin sitzt fester denn je auf seinem Thron

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