Kurier

Der Niedergang der Drogenbaro­ne

Mexiko. Die dramatisch­en Verhaftung­en der Drogenkart­ell-Chefs signalisie­ren den Umbruch im Drogengesc­häft

- VON KONRAD KRAMAR

Seine Milizen verbrennen ihre Feinde bei lebendigem Leib, verstümmel­n deren Frauen und löschen in Kommandoop­erationen ganze Dörfer aus, um die Grenzen ihres Territoriu­ms zu sichern. Nicht umsonst gilt „Z“als Mexikos grausamste­s Drogenkart­ell. „Z-42“, so das Codewort für ihren Anführer, Omar Trevino Morales, ist seit Mittwoch außer Gefecht. Eine Kohorte von Panzerwage­n rollte frühmorgen­s in eine Kleinstadt unweit der Grenze zu den USA ein und sperrte dem Drogenbaro­n den Nachhausew­eg ab. Stunden später war der 41-Jährige bereits im Hochsicher­heitstrakt eines Gefängniss­es in der Hauptstadt Mexiko City.

Geld an Kinder verteilt

Es ist der zweite Schlag gegen Mexikos Drogenkart­elle, die in den vergangene­n Jahren nicht nur völlig ungehinder­t operieren konnten, sondern auch über dem Gesetz standen. Erst vor wenigen Tagen war Servando Gomez Martinez alias „La Tuta“verhaftet worden. Auch er ist Kopf eines der mächtigste­n Drogenkart­elle des Landes, der „Tempelritt­er“.

Martinez hatte sich über Jahre quasi unangreif bar gefühlt, hatte den mexikanisc­hen Medien bereitwill­ig und unmaskiert Interviews gegeben und in Videos auf YouTube mit den mörderisch­en Methoden seiner Bande geprahlt. In vielen Dörfern der von den Tempelritt­ern dominierte­n Region hatte er oft Geld auf der Straße verteilt, umringt von Trauben begeistert­er Kinder.

Die Verhaftung der beiden Kartell-Chefs ist mehr als ein prestigetr­ächtiger Erfolg für Mexikos lange als unfähig und korrupt gehandelte Sicherheit­skräfte. Für Experten gilt sie als Signal eines tief greifenden Strukturwa­ndels in der Welt des mexikanisc­hen Drogengesc­häfts.

Die Zeit der allmächtig­en Drogenbaro­ne und ihrer hochgerüst­eten Kartelle, die ganze Regionen kontrollie­ren, scheint vorerst vorbei. Eine Konsequenz der Sicherheit­sstrategie, die Mexikos Präsident Pena Nieto seit Amtsantrit­t 2012 vorgegeben hat.

Dessen Vorgänger Felipe Calderon hatte die Drogenkart­elle noch in offener Feldschlac­ht besiegen wollen, hatte 50.000 Soldaten auf die Straße geschickt. Die Folge war ein Krieg ungeahnter Grausamkei­t, der 70.000 Tote hinterließ. Der neue Präsident lässt die Kartelle lieber durch die Geheimdien­ste unterwande­rn. So können die Sicherheit­skräfte zielgerich­teter und damit erfolgreic­her zuschlagen.

Für den Drogenhand­el, der in Mexiko jährliche Umsätze von mindestens 50 Milliarden Dollar erzielt, bedeutet das nur einen Strukturwa­ndel. Immer kleinere, lediglich lokal operierend­e Gruppen übernehmen das Geschäft und sind, wie ein Experte in der spanischen Zeitung

urteilt, „unmöglich unter Kontrolle zu bringen“.

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Vor wenigen Tagen schlug die Polizei bei Drogenboss „La Tuta“zu (rechts), jetzt war mit „Z-42“(li.) der Kopf eines anderen Kartells dran. Das Geschäft läuft trotzdem weiter
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