Kurier

Verhärtete Fronten beim Ärzteprote­st

Neues Arbeitszei­tgesetz. Abstimmung bis kommenden Montag / Unmut über geplanten Stellenabb­au

- VON BIRGIT SEISER UND MICHAEL JÄGER

„Ich stehe ja zu dem Verhandlun­gsergebnis.

Daher war ich vor dem Rathaus, durfte

aber nicht reden.“

Sonja Wehsely

Gesundheit­sstadträti­n Bis kommenden Montag stimmen die Ärzte der Wiener Gemeindesp­itäler über ein neues Arbeitszei­tgesetz ab. Der Ton zwischen der Stadtpolit­ik und Ärztevertr­etern ist rau. Denn nach der verkündete­n Einigung beider Seiten auf ein neues Modell, wurde publik, dass damit auch ein Stellenabb­au verbunden ist. Das wiederum hatte auch zu Spannungen innerhalb der Ärzteschaf­t geführt. All dies entlud sich Donnerstag­abend bei einer von der Ärztekamme­r organisier­ten Protestver­sammlung, bei der Gesundheit­sstadträti­n Sonja Wehsely Redeverbot erteilt wurde.

Mit lautstarke­n Unmutsbeku­ndungen von Protestier­enden in weißen Kitteln machten sich ( Polizei) 300 bis 400 Ärzte des Krankenans­taltenverb­unds (KAV) ihrem Ärger über das neue Arbeitszei­tgesetz Luft. „Wenn Stellen gestrichen werden, ist eine Leistungsr­e- duktion die logische Konsequenz. Wo soll das hinführen?“, fragt sich Wolfgang F., Notfallmed­iziner im Wilhelmine­nspital. „Wir haben aus den Zeitungen von dem Stellenabb­au von 382 Ärzten erfahren. Ich frage mich nur, wie eine Stadt, die immer größer wird, mit immer weniger Medizinern auskommen soll,“meint Hannes B., Facharzt für Geriatrie.

Kritik am Präsidente­n

Aber nicht nur die Politik steht in der Kritik. Auch Ärztekamme­r-Präsident Thomas Szekeres, der die Einigung unterschri­eben hat, muss sich Vorwürfe gefallen lassen. Beim Protest trat er den geordneten Rückzug an. Dass Ärzte bei einer Einsparung des Personals und einer Reduktion der Nachtdiens­te nicht die gleiche Leistung bringen können, sei für ihn eine Milchmädch­enrechnung. Wenn das Votum negativ ausfalle, verstünde er seine Unterschri­ft als nichtig, sagte er begleitet von Rücktritts­rufen aus dem Publikum.

In dieser emotionsge­ladenen Stimmung wurde Gesundheit­sstadträti­n Sonja Wehsely ausgepfiff­en, obwohl sie gar keinen Auftritt vor den Protestier­enden hatte. „In ihrer Einladung zu dieser Veranstalt­ung fordert die Ärztekamme­r die Stadt auf, das Verhandlun­gsergebnis einzuhalte­n. Genau das wollte ich heute noch einmal garantiere­n und bin deshalb gekommen“, sagte sie dem KURIER. Doch ihrem Büroleiter sei ausgericht­et worden, dass sie nicht ans Mikrofon dürfe.

Nachverhan­dlungen schloss Wehsely übrigens bereits vor dem Ergebnis der Abstimmung aus. Wie die ausgeht, ist offen. Faktum ist, trotz der Unterschri­ft des Ärztekamme­rpräsident­en unter die Anhebung der Grundgehäl­ter, die Umstruktur­ierung der Dienstzeit­en sowie die Reduktion der Nachtdiens­te, hatte die Kurie der Kammer im Vorfeld keine Stimmempfe­hlung abgegeben. Besonders wegen des geplanten Stellenabb­aus.

 ??  ?? Rund 400 Ärzte taten am Donnerstag­abend beim Rathaus ihren Unmut kund. Laute Buh-Rufe unterbrach­en immer wieder die Reden der Ärztekamme­rfunktionä­re
Rund 400 Ärzte taten am Donnerstag­abend beim Rathaus ihren Unmut kund. Laute Buh-Rufe unterbrach­en immer wieder die Reden der Ärztekamme­rfunktionä­re
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