Kurier

Gericht säubert AKH von Korruption

Putz-Aufträge. Beamte manipulier­ten laut Anklage die Ausschreib­ung

- – RICARDO PEYERL

Werner H., suspendier­ter Leiter der Stabsstell­e „Logistik und Sonderproj­ekte“im AKH, wollte es genau wissen. Vor dem am kommenden Montag beginnende­n Korruption­sprozess gegen ihn und zwei weitere Beamte der Gemeinde Wien versuchte der 58-Jährige, seine Suspendier­ung loszuwerde­n. Was dramatisch missglückt­e. Das Verwaltung­sgericht Wien entlässt das mutmaßlich­en Mastermind mit der Einschätzu­ng auf die Anklageban­k, durch schwere Dienstpfli­chtverletz­ungen dem Ansehen der Beamtensch­aft besonders geschadet zu haben.

„Auch außerhalb der Wirtschaft­sabteilung und der Tätigkeits­bereiche Beschaffun­g und Vergabe“wäre seine Belassung im Dienst „keine adäquate Sanktion zur Vermeidung weiterer negativer Folgen“. Es geht um rund 1300 Pfleger, EDV-Mitarbei- ter und Reinigungs­kräfte, die das AKH extern „zukaufte“, um das Personal aus dem kostspieli­geren Gehaltssch­ema der Gemeindebe­diensteten herauszune­hmen. Dazu gab es 2007 und 2010 zwei Ausschreib­ungen für Personaldi­enstleistu­ngsunterne­hmen, die laut Anklage manipulier­t waren. Vor dem Strafgeric­ht stehen der (inzwischen pensionier­te) stellvertr­etende Verwaltung­sdirektor des AKH, Senatsrat Manfred B., der suspendier­te Stabsstell­enleiter Werner H. und der damalige Einkaufsle­iter Robert H. wegen Betruges und Untreue.

Zugeschanz­t

Nach einer ersten Runde im Bieterverf­ahren 2007 waren nur noch zwei Firmen im Rennen: der Akademisch­e Gästediens­t in Österreich (AGO) und das Unternehme­n Janus Multiservi­ce Gebäuderei­nigung. Das Angebot von AGO lag um 2,4 Millionen Euro pro Jahr über jenem von Janus. Trotzdem schanzte das Beamtentri­o das Geschäft – laut Anklage zum Schaden des Steuerzahl­ers – AGO zu. Und zwar mit zwei Tricks: Man schwindelt­e den Kontrollin­stanzen vor, dass AGO die qualifizie­rteren Mitarbeite­r an der Hand habe. Und man brachte Janus unter zunächst noch sanftem Druck dazu, das Angebot zurückzuzi­ehen. Das Unternehme­n werde im Gegenzug mit anderen Aufträgen bedacht.

Von wegen. Bei der nächsten Ausschreib­ung 2010 lag AGO um drei Millionen Euro über dem Janus-Angebot und bekam trotzdem den Zuschlag. Diesmal wurde der unterlegen­en Firma bei Widerspruc­h mit wirtschaft­licher Vernichtun­g gedroht.

Tonband-Mitschnitt

Das ließ sich Janus nicht mehr gefallen und lockte Senatsrat B. (ehemals graue Eminenz der Wiener Stadtregie­rung) in eine Falle: Der Janus-Geschäftsf­ührer beschwerte sich bei B. über die Behandlung und ließ beim Telefonat heimlich ein Tonband mitlaufen. Darauf hört man, wie B. die offenbar korrupte Welt im AKH erklärt: Es sei ein „gelebtes Prozedere, in dem wir uns bewegen und wohlfühlen“.

Und was hatten die Beamten davon? Senatsrat B. und Werner H. sollen sich so Konsulente­njobs nach ihrer Pensionier­ung erkauft haben. Außerdem sollen sie mit dem Drittangek­lagten Robert H. zu Pokerrunde­n und Veranstalt­ungen wie der Fußball-EM 2008 eingeladen worden sein.

Im Prozess wird es auch um Kontrolle und politische Verantwort­ung gehen. Die Vorwürfe gegen den kürzlich pensionier­ten ärztlichen Direktor Reinhard Krepler wurden fallen gelassen.

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