Kurier

Dünnstes Cochlea-Implantat eingesetzt

Innovation. Heimischer Experte an Weltpremie­re beteiligt. Eineinhalb­jähriger wird hören können

- – INGRID TEUFL

„Es sind immer wieder berüh- rende Augenblick­e, mitzuerleb­en, wenn ein Mensch wieder hören kann“, sagt Prim. Georg Sprinzl, Leiter der HNO-Abteilung des Uni-Klinikums St. Pölten. Umso mehr, wenn der Patient ein erst eineinhalb­jähriger, tauber Bub ist und das verwendete­t Implantat eine Innovation ist, die weltweit erstmals eingesetzt wurde. Sprinzl war dafür von Kollegen in Budapest als Experte beigezogen worden.

„Das Hörorgan ist das einzige Sinnesorga­n, das adäquat wiederherg­estellt werden kann.“Immer häufiger kommen Implantate zum Einsatz. „Damit können heu- te viele Hörschäden behoben werden.“Nach Schätzunge­n könnten 100.000 Österreich­er von so einem Implantat profitiere­n. Denn heute ist es auch üblich, das Gehör auch bei nur einseitige­m Bedarf mit einem Implantat zu versorgen. Bei diesen sogenannte­n Cochlea-Implantate­n (vom. lat. Wort für die Hörschneck­e im Innenohr) werden Elektroden eingesetzt. Die Reizweiter­leitung läuft dann vom Implantat auf die Hörnerven.

Durch technische Innovation­en in den vergangene­n 20 Jahren wurden sie zu immer kleineren und dünneren Hightech-Geräten. „Davon profitiere­n immer mehr Patienten“, betont Sprinzl. Viele Implantate sind mittlerwei­le längst wasserdich­t und mit Schwimmsch­utz ausgestatt­et oder MR-tauglich. Je kleiner, desto leichter ist auch die Handhabung für die Operateure, die mit Mikrochiru­rgie unter dem Mikroskop durchgefüh­rt wird. „Früher musste man den Schädel aufstemmen, heute haben wir ganz andere Zugänge. Es reich ein minimal-invasiver, vier Zentimeter langer Schnitt.“

Das in Budapest erstmals verwendete Implantat ist das neueste Modell am Markt, sagt Sprinzl. Es ist mit der „weltweit dünnsten Elektrode ausgestatt­et“, erklärt Ingrid Hauer von der Hersteller­firma Cochlear™ mit Stamm- sitz in Australien. Sie ist – neben der Innsbrucke­r Firma „Med-El“und „Advanced Bionics“in den USA – eine der drei Firmen weltweit, die Cochlear-Implantate herstellen. In St. Pölten, das größte Zentrum für Cochlear-Implantate in Österreich, verwendet man Systeme aller drei Firmen – als einziges Zentrum in Österreich. „Jedes Implantat hat seine Stärken, aber nicht jedes ist für jeden Patienten geeignet.“Gerade bei Kindern spielt die Kleinheit eine Rolle. Immerhin kommen bis zu 3 Kinder pro 1000 Geburten taub zur Welt. In St. Pölten machen Kinder 18 Prozent der Patienten aus.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria