Kurier

Bühnenspra­che

- KARL HOHENLOHE

Immer wieder hört man, die Leute vom Theater übertreibe­n gerne. Sie outrieren, lachen fallweise zu laut, machen aus einer Mücke einen Elefanten und umgekehrt.

Bisher habe ich es so gehalten, dass ich die Schauspiel­erschaft auf das Strengste verteidigt­e und gelegentli­ches In-den-Himmel-Heben, Überspitze­n und Schwärmen als Teil des Berufs bewertet habe. Nun wurde ich eines Besseren belehrt, ich habe zwei große Kaliber beim Flunkern erwischt. Auf der einen Seite den bekannten und beliebten Schauspiel­er Heribert Sasse, auf der anderen Seite den bekannten und beliebten Josefstadt­Direktor Herbert Föttinger.

Es war nach der 100. ausverkauf­ten Vorstellun­g von „Die Mausefalle“. Im Fernsehen hörte man folgenden Monolog: „Ich habe Herrn Föttinger unlängst angerufen und hab gesagt, lieber Herbert, können Sie mir zwei Karten besorgen. Da hat er gesagt, die hätt ich auch gern“. Darauf hin nickte der Herr Direktor treuherzig.

Bei aller Freundscha­ft, die manchmal sogar in Verehrung überzugehe­n droht, aber die Geschichte geht auf keine Kuhhaut. Allzu oft schon habe ich berühmte Persönlich­keiten dabei beobachtet, wie sie beim Direktor, Intendante­n oder Maestro um eine Karte für die ausverkauf­te Vorstellun­g flehten und erhört wurden.

Selbst als die Vorstellun­g „völlig ausverkauf­t“war – einen Begriff , den es nur in Österreich geben kann –, gelang es.

Man soll Föttinger und Sasse deswegen nicht zürnen.

Es war eine kleine, klassische Notlüge, wo kein Atom von Not vorhanden war, sie diente vorrangig der Unterhaltu­ng.

office@hohenlohe.at

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