Bühnensprache
Immer wieder hört man, die Leute vom Theater übertreiben gerne. Sie outrieren, lachen fallweise zu laut, machen aus einer Mücke einen Elefanten und umgekehrt.
Bisher habe ich es so gehalten, dass ich die Schauspielerschaft auf das Strengste verteidigte und gelegentliches In-den-Himmel-Heben, Überspitzen und Schwärmen als Teil des Berufs bewertet habe. Nun wurde ich eines Besseren belehrt, ich habe zwei große Kaliber beim Flunkern erwischt. Auf der einen Seite den bekannten und beliebten Schauspieler Heribert Sasse, auf der anderen Seite den bekannten und beliebten JosefstadtDirektor Herbert Föttinger.
Es war nach der 100. ausverkauften Vorstellung von „Die Mausefalle“. Im Fernsehen hörte man folgenden Monolog: „Ich habe Herrn Föttinger unlängst angerufen und hab gesagt, lieber Herbert, können Sie mir zwei Karten besorgen. Da hat er gesagt, die hätt ich auch gern“. Darauf hin nickte der Herr Direktor treuherzig.
Bei aller Freundschaft, die manchmal sogar in Verehrung überzugehen droht, aber die Geschichte geht auf keine Kuhhaut. Allzu oft schon habe ich berühmte Persönlichkeiten dabei beobachtet, wie sie beim Direktor, Intendanten oder Maestro um eine Karte für die ausverkaufte Vorstellung flehten und erhört wurden.
Selbst als die Vorstellung „völlig ausverkauft“war – einen Begriff , den es nur in Österreich geben kann –, gelang es.
Man soll Föttinger und Sasse deswegen nicht zürnen.
Es war eine kleine, klassische Notlüge, wo kein Atom von Not vorhanden war, sie diente vorrangig der Unterhaltung.
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