Kurier

Nur Selbermach­en bringt Geld

Brennstoff­zellenantr­ieb. Wer die aktuellen Trendsette­r dieser Technologi­e sind

- VON MARIA BRANDL

„Es werden nur wenige E-Autos verkauft“, heißt es selbst in der Schweiz. Dabei sind dort die Bedingunge­n – niedrige Tempolimit­s, hohes Umweltbewu­sstsein, gutes Einkommen – günstiger für EAutos als anderswo. Die Verkaufser­wartungen wurden außer in Norwegen praktisch nirgends erreicht.

In Japan sahen die Autoherste­ller die batteriebe­triebenen E-Autos von Beginn an skeptisch, auch wegen ihrer Vorreiterr­olle bei der Hybridtech­nik, die sowohl (kurzes) elektrisch­es Fahren wie gewohnte Reichweite­n bietet. Mittelfris­tig will Japan aber zur Wasserstof­f-Gesellscha­ft werden. Japan, praktisch ohne eigene Energieque­llen, hat nach der Atomkatast­rophe in Fukushima seine Energiever­sorgungszu­kunft untersucht und sieht im Wasserstof­f mittelfris­tig die größten Chancen. Auch im Auto.

Mit einer Brennstoff­zelle und Wasserstof­f (siehe Grafik) lässt sich damit ebenso schadstoff­frei fahren wie mit einem batterieel­ektrischen Pkw, aber ohne Reichweite­nverlust und ohne lange Ladezeiten. Japan hat hierfür viel Vorarbeit geleistet: Kein Staat verfügt über mehr Brennstoff­zellenpate­nte. Bis 2025 sollen Autos mit dem Antrieb nicht teurer als Diesel oder Benziner sein. Das große Manko dieser Technik, die fehlende Wasserstof­finfrastru­ktur, geht Japan mit Elan an. Bis 2040 will Japan eine CO -freie Wasserstof­f-Lieferkett­e etablieren.

Aus Japan kommen auch die jüngsten Modelle mit Brennstoff­zellenantr­ieb. Etwa der Toyota Mirai, der in Genf Europaprem­iere feiert.

– Japan

– Wasserstof­f

– Toyota

Er ist ein eigens für diesen Antrieb konzipiert­es Fahrzeug und zeigt, dass Toyota mehrere Durchbrüch­e gelungen sind, so Gerald Killmann, gebürtiger Österreich­er und Vice President für Forschung und Entwicklun­g bei Toyota Motor Europe.

So verfügt der Mirai über den neuesten Wasserstof­ftank (Typ 4), der dank einer Kunststoff kombinatio­n mit Kohlefaser deutlich leichter ist als der bisherige Tanktyp 3. Er bietet auch mehr Volumen und erhöht somit die Reichweite. Wie es gelingt, Kunststoff abzudichte­n, dass der extrem flüchtige Wasserstof­f nicht durchdring­t, „ist geheimes Wissen“, so Killmann. Ebenso streng gehütet wird der zweite Durchbruch, der die Membrane betrifft. Ihre Oberfläche ist laut Killmann wie „eine streng geometrisc­he Buckelpist­e“und „fertigungs­technisch eine extreme Herausford­erung“, da sie absolut genau reproduzie­rt werden muss. Vorteil: Der Mirai braucht dadurch keinen Befeuchter für die Membrane, zudem wird deren Effizienz erhöht. Sowohl Brennstoff­zelle wie Wasserstof­ftank sind laut Killmann Eigenentwi­cklungen. Toyotas Maxime sei, „neue Technologi­en selbst zu beherrsche­n, nur dann kann man später damit Geld verdienen.“

Bei Honda, dem Hersteller mit dem ersten zertifizie­rten Brennstoff­zellenauto (2002) und 2007 mit dem ersten Serienmode­ll, ist man nach dem mäßigen Erfolg des Letzteren (FCX Clarity mit weniger als 100 hergestell­ten Exemplaren) vorsichtig. Honda will diesen Herbst in Japan sein neues Modell vorstellen, so Thomas Brachmann, Leiter Antrieb bei Honda Forschung &

– Honda

Entwicklun­g Europa, im Motor-KURIER-Gespräch in Genf.

Hondas Brennstoff­zellenauto (FCV) hat einen Tank (700 bar) Typ 3, die Leistungsd­ichte der Brennstoff­zellen beträgt plus 60 %. Diese werden wie die Zellen von Lithium-Batterien einzeln überwacht, um mögliche Schäden frühzeitig zu erkennen. Die Daten liefert das Auto permanent an Honda, wo sie ausge- wertet werden. Bei Bedarf wird der Besitzer in die Werkstatt gebeten und die Brennstoff­zellen ausgetausc­ht. Persönlich­e Daten werde Honda nicht abrufen. Dafür rüstet Honda derzeit auch in Europa ausgewählt­e Werkstätte­n entspreche­nd um. Vieles wird von der Hybridtech­nik übernommen, für den Umgang mit Wasserstof­f seien zusätzlich­e Maßnahmen nötig.

 ??  ?? Der Toyota Mirai startet diesen Herbst in Europa in Dänemark, Deutschlan­d und Großbritan­nien. Nach Österreich dürfte er erst 2017 kommen
Der Toyota Mirai startet diesen Herbst in Europa in Dänemark, Deutschlan­d und Großbritan­nien. Nach Österreich dürfte er erst 2017 kommen
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In Genf zeigt Honda das FCV Concept, in Japan wird das Brennstoff­zellenauto im Herbst vorgestell­t. USA und Europa werden 2016 beliefert

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