Kurier

Eine schrecklic­h nette Firma

Conwert. Männereite­lkeiten, Millionen, Missmanage­ment – hinter der Fassade des Immobilien­konzerns

- Wirtschaft von innen

Günter Johann Kowar. lang ohne formellen Geschäftsf­ührer da, denn Meran war Verwaltung­sratschef und auch operativ tätig. Eine Doppelroll­e, die nicht nur Investor Proschofsk­y scharf kritisiert­e.

Mit der Übernahme der deutschen Kommunale Wohnen AG tauchten Vermutunge­n über Unregelmäß­igkeiten auf. Es wurde ein Revisionsa­usschuss eingesetzt und Meran rasch verabschie­det.

Als Chefin des Verwaltung­srates wurde im Vorjahr Kerstin Gelbmann installier­t. Sie managt das Firmenkong­lomerat von Haselstein­er-Freund und Sanierer hard Grossnigg. In der Geschäftsf­ührung inthronisi­erte Haselstein­er den ehemaligen ÖGB-Finanzchef Clemens Schneider. Der leitete die Holding des ÖBBKonkurr­enten Westbahn, an der Haselstein­er beteiligt ist. Schneider muss sich nicht nur von Umek viel Kritik gefallen lassen. „Ein ATX-Unternehme­n, das geführt wird wie eine Würstelbud­e“, ätzt man auch innerhalb der conwert. Die Roadshows (Unternehme­nspräsenta­tionen vor Analysten und Investoren) sollen ziemlich peinlich gewesen sein. conwert-Grün- der Kerbler konstatier­te in einem Standard- Interview, das Immobilien-Know-how im Vorstand sei „auf Taxifahrer­niveau“.

Schneider hat das Pech, dass er in die Affäre um den Kärntner Seenverkau­f des ÖGB involviert war. Er wird von der Staatsanwa­ltschaft als einer der zahlreiche­n Beschuldig­ten geführt, es gilt die Unschuldsv­ermutung.

Zwischendu­rch gab es, so ein Zufall, eine anonyme Anzeige wegen Insiderhan­dels gegen Umek und Kerbler. Nix dran, befand die Korruption­sstaatsanw­altschaft und stellte der Ermittlung­en Anfang April ein.

Die einzige unabhängig­e Verwaltung­srätin, die Ex-Siemens-Managerin und Energie-Unternehme­rin Eveline Steinberge­r-Kern, dürfte inzwischen genug haben. Die Frau von ÖBB-Chef Christian

legt ihr Mandat mit Ende April nieder. Apropos Kerbler. Er brachte gemeinsam mit Kowar die Immobilien-Gruppe 2002 an die Börse. 2007 machte das Duo gemeinsam mit Familienmi­tgliedern und Freunden so richtig Kasse. conwert kaufte um216 Millionen Euro 25 externe Management­firmen und Dienstleis­tungsgesel­lschaften. Alle Firmen gehörten Kerbler, Kowar & Co und machten ihr Geschäft hauptsächl­ich mit conwert. Immo-Experten bezweifelt­en damals stark die Bewertunge­n, die Anlegersch­ützer gingen auf die Barrikaden. Nützte alles nichts, auf einer außerorden­tlichen Hauptversa­mmlung ging der Deal durch.

Die Freude über diesen Lotto-Sechser dürfte aber nicht lange gedauert haben. Die Truppe kaufte um das Geld weitere conwert-Aktien. Zu einem sehr hohen Kurs. Mit dem Absturz der Aktie (siehe Chart) war der Reichtum bald wieder zerronnen.

Wie geht’s jetzt aber weiter? Haselstein­er, der derzeit keine Stellungna­hme abgeben will, dürfte die Lust am Immobilien-Business verloren haben. Umek hofft auf eine „substanzie­lle Wertsteige­rung“der Aktie weit über das erfolglose Angebot. Mit Verweis auf die Vielzahl von Kleinanleg­ern, die zwischen 14 und 15,50 Euro eingestieg­en waren. Aber vielleicht kommt ohnehin bald ein attraktive­res Angebot.

andrea.hodoschek@kurier.at

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Großaktion­är Hans Peter Haselstein­er, conwert-Gründer Kerbler, Börsenrebe­ll Alexander Proschofsk­y, Investment­banker Klaus Umek, Vorstand Clemens Schneider (von links)
 ??  ?? conwert hat erstklassi­ge Zinshäuser in guten Wiener Lagen, der Buchwert der Immobilien ist wesentlich höher als der Börsenkurs: Albrechtga­sse, Meidlinger Hauptstraß­e, Pappenheim­gasse (von links)
conwert hat erstklassi­ge Zinshäuser in guten Wiener Lagen, der Buchwert der Immobilien ist wesentlich höher als der Börsenkurs: Albrechtga­sse, Meidlinger Hauptstraß­e, Pappenheim­gasse (von links)
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