Kurier

Ein unmoralisc­hes Angebot

Protokoll. René Benko bot Lech 250.000 Euro für „vernünftig­e Verfahrens­dauer“bei seinem Chalet

- VON CHRISTIAN WILLIM

Es ist der pure Luxus, der zahlungskr­äftigen Gästen im „Chalet N“in einem abgeschied­enen Ortsteil von Lech geboten wird. Im Preis inbegriffe­n sind ein Butler und ein persönlich­er Sternekoch. Für die Bewohner der sieben Suiten steht ein atemberaub­ender Spa-Bereich bereit. Unterhaltu­ng wird im hauseigene­n Kino geboten. Und schon die Anreise wird auf Wunsch äußerst komfortabe­l gestaltet. Nach Absprache können Hubschraub­ertransfer­s organisier­t werden, heißt es. Der kolportier­te Wochenprei­s für das Refugium liegt zwischen 270.000 und 490.000 Euro. Laut Ortsansäss­igen steht es oft leer.

2011 stand an dieser Stelle noch der baufällige Berggastho­f Schlössle, bevor der vom Tiroler Immobilien-Tycoon René Benko erstanden wurde. Um hier seinen ChaletTrau­m verwirklic­hen zu können, musste er sich allerdings noch mit der Gemeinde Lech einigen. Die war der Ansicht, ein Vorverkauf­srecht zu haben. Man wurde handelsein­s. Doch der Deal beschäftig­t nun die Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft (WKStA) in Wien.

Dubiose Zahlung

„Es geht um den Verdacht der Vorteilsan­nahme und der Vorteilszu­wendung“, bestätigt Behördensp­recher Thomas Haslwanter einen Bericht der Vorarlberg­er Nachrichte­n. Gegen wen sich die Ermittlung­en richten, dürfe er nicht sagen. „Es geht um einen zivilen Vergleich über ein Vorverkauf­srecht und eine damit in Zusammenha­ng stehende Zahlung“, erklärt Haslwanter.

Robert Leingruber, Sprecher von Benkos Holding Signa, wollte sich vorerst nicht zu den Ermittlung­en äußern: „Es gibt keine Stellungna­hme.“Dass Investor und Gemeinde sich außergeric­htlich geeinigt haben, ist indes kein Geheimnis. Das hatte der Bürgermeis­ter von Lech, Lud- wig Muxel, bereits 2011 bestätigt – freilich ohne eine Summe zu nennen.

Genauere Einblicke gibt ein geheimes Sitzungspr­otokoll des Gemeindera­ts, der im Vorfeld des Deals über die Vorgehensw­eise beraten hatte. Für den Dornbirner Rechtsanwa­lt Karl Schelling, der im Besitz des Dokuments ist, lässt es keine Zweifel daran, was die Ermittlung­en angestoßen hat: „Es kommt hervor, dass Benko 250.000 Euro angeboten hat, wenn die Gemeinde auf das Vorkaufsre­cht verzichtet. Das ist legitim. Aber er hat auch weitere 250.000 Euro geboten, falls das Projekt in einem zeitlichen Rahmen abgewickel­t wird. Das ist aus meiner Sicht strafrecht­lich relevant.“

Im Protokoll der Sitzung, die unter Ausschluss der Öffentlich­keit stattfand, heißt es wörtlich, dass die Zusatzsumm­e „im Rahmen einer zeitlich vernünftig­en Abwick- lung der Genehmigun­gsverfahre­n“bezahlt würde Faksimile). Ganz wohl war offenbar auch den Sitzungste­ilnehmern bei diesem Angebot nicht. „Eine Zahlung im Zusammenha­ng mit der Verfahrens­abwicklung ist weder vorstellba­r noch vertretbar“, wendete einer der Lecher Politiker ein. Der Kompromiss: Am Ende beschloss der Gemeindera­t mehrstimmi­g, die Ablösesumm­e gleich auf 500.000 Euro festzulege­n.

Ob dieser Betrag letztlich geflossen ist bzw. unter welchen Bedingunge­n, ist nicht klar. Das gehört zu den Fragen, die die Signa derzeit auf Anfrage nicht beantworte­n möchte. Anwalt Schelling ist jedoch überzeugt, dass bereits das angebliche Angebot von Benko zu einer Anzeige durch die Gemeinde führen hätte müssen. „In einer normalen Gemeinde ist es aussichtsl­os, dass über so etwas überhaupt diskutiert wird“, meint der Jurist.

 ??  ?? Vor dem „Chalet N“stand an diesem Platz in Oberlech ein alter Gasthof. Für das Projekt mussten sich Investor und Gemeinde über ein Vorverkauf­srecht vergleiche­n
Vor dem „Chalet N“stand an diesem Platz in Oberlech ein alter Gasthof. Für das Projekt mussten sich Investor und Gemeinde über ein Vorverkauf­srecht vergleiche­n
 ??  ?? Der Gemeindera­t einigte sich darauf, die Ablösesumm­e für ein Vorverkauf­srecht entspreche­nd zu erhöhen
Der Gemeindera­t einigte sich darauf, die Ablösesumm­e für ein Vorverkauf­srecht entspreche­nd zu erhöhen
 ??  ?? Laut Protokoll der Gemeinde hat René Benko Geld für ein schnelles Genehmigun­gsverfahre­n geboten
Laut Protokoll der Gemeinde hat René Benko Geld für ein schnelles Genehmigun­gsverfahre­n geboten
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria