Kurier

„Der nächste Schuss muss sitzen“

Austria Wien. AG-Vorstand Markus Kraetschme­r über die violette Krise, die Gründe und den nächsten Trainer

- VON ALEXANDER STRECHA

Die Austria ist heute (16.30 Uhr) im Heimspiel gegen Wolfsberg zum Siegen verpflicht­et. Aber nur dann, wenn sie die Mini-Chance auf den Europacup wahren will. Einer, der mit Violett stets mitzittert und auch heute auf der Tribüne emotional mitspielen wird, ist AG-Vorstand Markus Kraetschme­r.

KURIER: Wie groß ist die Angst, wieder nicht im Europacup zu spielen? Markus Kraetschme­r:

Noch haben wir eine Doppelchan­ce in Liga und Cup. Am Sonntag brauchen wir einen Sieg, sonst wird es über die Liga nicht funktionie­ren. Auf der anderen Seite müssen wir aufgrund der neuen Regel den Cup gewinnen. Es reicht nicht, nur ins Finale zu kommen. Im Vorjahr sind wir nicht in den Europacup gekommen, weil die alte Regel noch gegolten hat, heuer könnten wir ihn nicht erreichen, weil die Regel nicht mehr gilt. In der Meistersch­aft ist nicht nur die Platzierun­g nicht zufriedens­tellend, sondern auch die Art, wie Fußball spielen.

Welche Folgen hätte eine weitere Saison ohne Europacup?

Es gibt drei besondere Gründe, warum der Europacup so wichtig wäre. Erstens das Budget. Da geht es um Prämien in Sponsoren-Verträgen beziehungs­weise um laufende Gespräche mit möglichen Sponsoren, die natürlich abwarten, ob die Austria im Europacup spielt oder nicht. Zweitens natürlich die Einnahmen im Europacup selbst. Und drittens kommen Spieler eher zu einer Austria, die ihnen die Plattform Europacup bieten kann.

Dafür haben Sie sich in dieser Saison viele Punkte-Prämien erspart.

Das ist eine Milchmädch­en-Rechnung, weil die Zahlen bei den Zuschauere­innahmen, in der Gastronomi­e und im Merchandis­ing im Stadion rückläufig sind. Wir sind 2007 mit dem Anspruch angetreten, ein Top-drei-Team in Österreich zu sein und regelmäßig im Europacup zu spielen. Es geht nicht, dass wir womöglich in den letzten drei Jahren zwei Mal nicht internatio­nal dabei sind. Dabei hat die Austria in die Mannschaft investiert.

Richtig, von den letzten 14 Transfers haben wir bei zehn Geld bezahlt. Auch für die Trainer Stöger, Bjelica und Baumgartne­r haben wir eine Ablöse bezahlt. Vom Investment sind wir sicher Top drei in Österreich. Wenn man dann in der Tabelle auf Platz sieben liegt, ist das klar zu wenig. Seit dem Einzug in die Champions League im Herbst 2013 haben wir national nie so gespielt, wie man das erwarten kann. Von den Ergebnisse­n und vom Stil her. Werden künftige Spielerver­träge ohne Europacup magerer ausfallen?

Sie werden wohl noch leistungsa­bhängiger sein in Zukunft. Wir zahlen gerne Prämien im Erfolgsfal­l wie im Meisterjah­r mit 82 Punkten. Das ist ganz normal, wie in der Wirtschaft.

Was ist seit der Champions League falsch gelaufen?

Die Spieler haben seit damals das gezeigte Niveau nicht mehr erreicht. Gäbe es einen einzigen Grund dafür, hätten wir ihn gefunden. Es ist durchaus ein internatio­nales Phänomen, dass man bei einer Doppelbela­stung national Probleme hat. Dennoch hätten wir bei der Qualität unseres Kaders nicht so tief fallen dürfen. Fakt ist auch, dass wir seit damals den vierten Trainer haben. Das macht einen nicht stolz.

Was muss man ändern?

Beim Trainer muss der nächste Schuss sitzen, das ist uns klar. Auch wenn wir die letzten Male bei der Bestellung ja auch nicht gewürfelt haben. Die heikle Situation erfordert jetzt vielleicht noch mehr Vorarbeit. Welcher Trainer hat welche Erfahrung und welchen Erfolg bei welchem Verein vorzuweise­n? Bei Peter Stöger hat man gesehen, dass das Teamwork gepasst hat. Darauf müssen wir mehr achten. Das spielerisc­he Potenzial des Kaders ist in Relation dazu unser geringstes Problem.

Wann soll der Ogris-Nachfolger feststehen?

So bald wie möglich. In der Vergangenh­eit waren wir bei Bjelica oder Baumgartne­r vielleicht spät dran. Wenn jetzt früher Klarheit herrscht, kann man auch besser planen.

Die Austria hat Rapid in den letzten Jahren sportlich und im Image den Rang abgelaufen. Be-

fürchten Sie eine Trendwende?

Sportlich sieht es vielleicht so aus, weil Rapid vor uns ist. Aber wenn man das Gesamte betrachtet, so sind wir nach wie vor sehr gut aufgestell­t. Rapid hat vor Jahren einen anderen Weg eingeschla­gen als wir.

Rapid bekommt ein Stadion.

Und wir arbeiten hart daran, unser Stadion auszubauen. Und bis Sommer werden wir weitere Schritte in der Infrastruk­tur verkünden. Da geht es ums Stadion, die Akademie, den Viola-Park.

Gar nicht neidisch auf den grünweißen Neubau?

Nein. Das Rapid-Projekt ist wie unser Projekt gut für den heimischen Fußball.

Gut wäre auch ein gemeinsame­s Stadion in Wien gewesen.

Die Chance hat man schon 2004 verpasst. Was in München möglich ist, wäre auch in Wien möglich gewesen. Die damalige Konstellat­ion hat diese Option aber nicht zugelassen. Rapid-Präsident Rudolf Edlinger hat sich ja festgelegt, dass Rapid in Hütteldorf bleibt.

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Austrianer, ärgere dich: Rotpuller (bäuchlings), Gorgon (rücklings) und ihre Kollegen bleiben seit längerer Zeit weit hinter den Erwartunge­n zurück und zittern um die Europacup-Teilnahme
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Auweh: Markus Kraetschme­r sucht nach dem Weg aus der Krise

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