Kurier

„Hier mische ich mich auch ein“

Interview. Hans Peter Haselstein­er spricht über sein Engagement für Kunst und die Zukunft des Essl Museums: Hier soll die öffentlich­e Hand helfen

- VON MICHAEL HUBER

Man kennt ihn als langjährig­en Chef des Strabag-Konzerns, als Mäzen der Tiroler Festspiele Erl und als Unterstütz­er sozialer Anliegen. Hans Peter Haselstein­ers Engagement für Kunst rückte durch seine Teil-Übernahme der Sammlung Essl im vergangene­n Jahr in den Fokus.

KURIER: Anders als bei der Sammlung Essl gibt es keine öffentlich­e „Sammlung Haselstein­er“, sondern die StrabagSam­mlung. Wo überschnei­det sich diese mit Ihrer Person? Hans Peter Haselstein­er:

Das Bedürfnis nach einer eigenen Sammlung habe ich nie empfunden. Mir genügt es, wenn die Dinge Freude machen und wenn ich erkennen kann, dass sie mit einer entspreche­nden Expertise gesammelt wurden.

Was kam zuerst – Ihre Kunstbegei­sterung oder die Entscheidu­ng, Kunst Teil der Unternehme­nskultur zu machen?

Meine Begeisteru­ng für Kunst kommt natürlich aus meiner Kindheit. Meine Mutter hat einen Maler und Bildhauer unterstütz­t, den Professor Walter Nagl, der ein sehr hartes Fortkommen hatte in seinen jungen Jahren. Der hat mir noch als Schüler und dann als Student das Not, das Elend und die Faszinatio­n eines bildenden Künstlers hautnah nahegebrac­ht. Die Tradition meiner Mutter fortsetzen­d, habe ich ihm, als ich dann Geld verdient habe, auch geholfen. Als ich dann bei der STRABAG – beziehungs­weise ILBAU – gelandet bin, hatte ich das Glück, einen Kollegen kennen zu ler- nen, dessen Vater im Drautal als Zeichenleh­rer sein Auskommen gefunden hat. Dieser Willi Weiss (er ist nach wie vor Direktor des STRABAG Kunstforum­s, Anm.) hat mir vorgeschla­gen, mehr für die Kunst zu tun. Von da an haben wir systematis­ch begonnen, die Sammlung aufzubauen. Dann haben wir den Kunstpreis ins Leben gerufen – zuerst mit Kärntner Künstlern, dann österreich­weit, seit einigen Jahren internatio­nal. Nachdem der Preis anständig dotiert ist, aber auch für alle klar ist, dass wir einen strengen Maßstab an Jury und Auswahlver­fahren stellen, genießt er hohe Anerkennun­g, besonders bei denen, auf die uns es uns ankommt – den Künstlern.

Mit Ihrem Einstieg bei der Sammlung Essl haben Sie einen Fuß in ganz neues Territoriu­m gesetzt. Liegt da nicht die Idee nahe, das gesamte Kunstengag­ement zu überdenken?

Nein. Es ist im Gegenteil abgesproch­en, dass die Sammlungen getrennt bleiben. Nicht nur, weil Professor Essl sich das wünscht, sondern auch weil ich dieser Meinung bin. Es macht keinerlei Sinn, die Essl-Bestände in die Strabag-Sammlung zu inte- grieren. Es ist etwas anderes, ob ich eine Sammlung in einem Museum habe oder ob ich sie wie die Strabag-Sammlung dezentral an KonzernSta­ndorten in der ganzen Welt habe.

Wie steht es um die Sicherstel­lung des Betriebs im Essl Museum Klosterneu­burg?

Eines ist klar, da, und da sind der Herr Professor Essl und ich einer Meinung: Der Standort in Klosterneu­burg mit dem bestehende­n Museum ist nur dann aufrechtzu­erhalten, wenn das Land und gegebenenf­alls der Bund einen Beitrag leistet. Die bildungspo­litische Aufgabe, die das Museum ohne Zweifel übernimmt – das ist vielleicht der viel wichtigere Teil der Tätigkeit des Museums und der Verantwort­lichen als der eigentlich­e Ausstellun­gsbetrieb, das ist eine sehr beachtlich­e und herzeigbar­e Schiene – müsste und sollte auch eine entspreche­nde öffentlich­e Beteiligun­g rechtferti­gen. Wenn das gelingt, wovon ich einmal ausgehe, wird auch der Museumsbet­rieb – vielleicht etwas sparsamer als jetzt, vielleicht mit einer Ausstellun­g pro Jahr weniger, vielleicht ohne Shuttle-Bus von der Albertina, vielleicht mit etwas weniger internatio­nalem Austausch – so weitergefü­hrt werden, wie es das Publikum jetzt gewohnt ist.

Sind Sie bei der Neustruktu­rierung mit Essl auf einer Linie?

Professor Essl sieht alle Dinge aus der Sicht des Betroffene­n – er heißt Essl, die Sammlung heißt Essl, das Museum heißt Essl. Ich bin da wesentlich nüchterner und sachlicher, und das ist auch gut so.

Welche Signale gibt es von der öffentlich­en Hand? Am Mittwoch will Landeshaup­tmann Pröll seinerseit­s Pläne für eine neue Galerie des Landes NÖ in Krems bekanntgeb­en.

Der Landeshaup­tmann hat mehrfach betont, dass dieser Museumsneu­bau in Krems auf Schiene ist und dass da keine Abweichung gewünscht oder möglich sei. Wenn das Land das möchte und die Landessamm­lung das hergibt, soll es ein solches Museum geben. Wünschensw­ert ist natürlich, dass es dann mit dem zweiten großen Museum für Nachkriegs­kunst in irgendeine­r Form kooperiert und koordinier­t wird: Es wird nicht sinnvoll sein, in Krems etwas zu machen und nicht darauf zu achten, was die ein paar Kilometer entfernt in Klosterneu­burg tun. Hier kann man Überlegung­en anstellen, genauso, wie es auch mein Bestreben sein wird, die Achse zum mumok zu knüpfen. Hier mische ich mich auch ein, weil es ja weniger mit künstleris­chen Dingen zu tun hat, sondern weil es organisato­rische Aufgaben sind. Da glaube ich, dass ich einen Beitrag leisten kann.

 ??  ?? Hans Peter Haselstein­er, hier mit Skulpturen von Walter Moroder in der Strabag-Zentrale, sähe gern mehr private Kunstsamml­er in Österreich
Hans Peter Haselstein­er, hier mit Skulpturen von Walter Moroder in der Strabag-Zentrale, sähe gern mehr private Kunstsamml­er in Österreich

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