Kurier

Triumphzug der Strizzi-Rocker

Kritik. Beim Heimspiel in Wien wollten 3200 Fans Wanda gar nicht mehr von der Bühne lassen

- VON BRIGITTE SCHOKARTH

„Ihr werdet nie müde!“Es ist schon weit nach Mitternach­t. Aber für Wanda-Frontmann Marco Michael Wanda passt der Zuspruch seines nach Zugaben gierenden Publikums im Wiener Gasometer gut: „Ich will noch nicht gehen“, stellt er fest. „Ich hab’ keine Frau zuhause.“So singt er – begleitet von 3200 Wienern – weiter: „Ans, zwa, drei, vier, es ist so schön bei dir!“Es ist ein Triumphzug, kurz bevor um 0.45 Uhr – weit nach dem geplanten Ende – doch Schluss ist.

Es war ja auch ein langes Programm gewesen: Erst traten Monsterhea­rt auf. Dann Worried Man und Worried Boy, das Vater-Sohn Duo Herbert und Sebastian Janata, der Papa der Mastermind der Worried Man Skiff le Group, der Filius Drummer von Ja, Panik.

Offenbar hatten die Veranstalt­er das Rundum-Paket gebucht, weil sie nicht sicher waren, ob Wanda den Gasometer schon alleine füllen können. Es wäre nicht notwendig gewesen. Der Hype um die Strizzi-Rock-Band, deren mit Wiener Dialekt durchsetzt­e Texte mittlerwei­le auch in der Schweiz und Deutschlan­d inbrünstig mitgesunge­n werden, ist riesig. Und richtig Stimmung kam bei dieser Leistungss­chau der Szene im Gasometer erst bei Nino aus Wien auf.

Keine Skepsis

Er machte den Fans gebührend Lust auf die Stars des Abends. So, dass sich dann keiner mehr die Frage stellte, ob der Hype berechtig ist. Als Marco Michael Wanda und seine Band auf die Bühne kamen, gab es anstatt einer „Zeigt mal was ihr könnt“Skepsis nur noch das Verlan- gen, mit Wanda abzufeiern.

Es ist aber auch ein Sound, der sofort mitreißt. Geradlinig­er Rock ohne große Schnörkel, vorgetrage­n mit hemmungslo­sem Vorwärtsdr­ang. Dazu markante Melodien – immer punktgenau auf dem schmalen Grat zwischen schlicht genug zum Mitsingen und anspruchsv­oll genug, um spannend zu sein. Und natürlich sind es auch die Texte, die Wanda zu einem Phänomen machen. „Ich habe sie in einer Zeit geschriebe­n, in der ich das Gefühl hatte, dass es nicht so einfach ist, Mitte 20 zu sein.“Mit schlitzohr­igem Humor auf bereitet spricht Marco den Fans damit aus der Seele. In der Sprache, die sie selbst im Alltag sprechen.

So wurden Songs wie „Schick mir die Post“, „Jelinek“und natürlich der Hit „Bologna“mit dem TanteCecca­relli-Refrain zur Basis für Massenchör­e. Deshalb störte es niemanden, dass der Sound nicht optimal war, und Marco Wanda oft mehr brüllte als sang.

Als Zeremonien­meister sprach er wenig und tat viel: Er verteilte Bierdosen, surfte mehrmals auf den Händen der Fans durchs Publikum, wälzte sich am Bühnenbode­n und wirkte als Tänzer mal ein bisschen linkisch wie Jarvis Cocker von Pulp, mal – mit suggestive­n Hüftstößen – wie Michael Jackson.

Und jetzt ist es halb eins und immer noch will keiner gehen. Wanda improvisie­ren ein bisschen und legen „Luzia“drauf. Marco genießt, schweigt, hört den singenden Fans zu. Danach aber wird das wieder aufflammen­de Zugabe-Geschrei vom aufflammen­den Saallicht abgewürgt.

Schade. Bei dieser Musik wird man eben nicht müde.

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Wanda-Sänger Marco Michael sagt wenig und tut lieber viel

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