Kurier

Mit Herzblut.

- VON ANJA GEREVINI

Plötzlich öffnet sich das enge Tal. Links und rechts der Straße breiten sich Wiesen aus. Die Weide, die sich über einen sanften Anstieg bis zum Waldrand hinzieht, ist von einer Rinderherd­e bevölkert. Auf der Wiese auf der anderen Seite ist kein Tier zu sehen. Noch nicht. Denn in knapp drei Monaten wird sie von Gänsen bevölkert sein, die sich hier schnattern­d ihr Futter suchen. Denn seit mehr als 25 Jahren zieht Leopold Sallmannsh­ofer neben Ochsen und Flugenten auch Weidegänse auf – nach biologisch­en Kriterien. „Wir sind Anfang der 90er Jahre auf Bio umgestiege­n“, erzählt der Landwirt. „Mein Vater hatte damals Milchkühe, aber die Molkerei wollte so entlegene Gegenden nicht mehr anfahren, deshalb mussten wir uns eine Alternativ­e überlegen.“

Als Mann der Tat schreckte Leopold Sallmannsh­ofer auch vor ungewöhnli­chen Ansätzen nicht zurück. „Ich bin der Meinung, dass man alles lernen kann“, sagt er und lächelt. „Als ich erfuhr, dass Bauern im Waldvierte­l mit der Mast von Weidegänse­n anfingen, bin ich einfach hingefahre­n.“Zurück kam Leopold Sallmannsh­ofer mit dem Wissen, dass er es mit Bio-Geflügel probieren würde. Die Lage seines Hofes war dafür ideal. Eine der Wiesen grenzt nämlich an einen Teich. Da sie das ganze Jahr über etwas sumpfig ist, eignet sie sich nicht so gut für Rinder, die die Grasnarbe zertreten würden. „Das Wichtigste ist, dass man nicht viel herumzaube­rn muss, sondern die natürliche­n Gegebenhei­ten stimmen“, sagt der Landwirt. „Nicht nur die Weidegänse und Enten, auch Bio war damals noch ein Nischenpro­dukt. Das ist heute zum Glück nicht mehr so – die Konsumente­n suchen immer stärker regionale Lebensmitt­el.“

Auf die Beine gestellt

Der Einstieg war nicht ganz einfach. Leopold Sallmannsh­ofer klapperte die Gastronomi­e der Umgebung ab. „Ich habe nicht nur einmal gehört: ,Hast nicht lieber ein Henderl für mich?’“, erinnert er sich. Aber er hielt an seinem Plan fest. „Gänse sind nach wie vor saisonale Produkte“, erzählt der Bio-Bauer. „Enten sind in der Küche aber heute keine Utopie mehr.“Auch dass die biologisch­e Landwirtsc­haft strengere Auflagen hat, ließ ihn nie daran denken, den Betrieb wieder umzustelle­n. „Ich will Qualität anbieten, da gehört es für mich dazu, dass die Tiere mehr Platz zur Verfügung haben und nur biologisch produziert­es Futter aus der Region bekommen“, so Sallmannsh­ofer. „Für mich war wichtig, dass ich von der Aufzucht bis hin zum Vertrieb alles selber in der Hand habe.“

Um den gesamten Prozess nach bestem Wissen und Gewissen gestalten zu können, baute sich der Landwirt sogar ein Schlachtha­us. „Jeder Experte bestätigt, dass man den Tieren Stress ersparen soll“, erklärt er. „Auch der kürzeste Transport stellt für die Tiere Stress dar – und das kann ich so verhindern.“Alle 14 Tage schlachtet Leopold Sallmannsh­ofer mit seinem Cousin, einem gelernten Fleischer. So bestimmt er auch darüber, wie lange das Fleisch reift, bevor er es an seine Kunden ausliefert. Für den Bio-Bauern ist das ein wichtiger Schritt zu mehr Qualität.

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Neben Weidegänse­n bevölkern auch Flugenten, Weideochse­n und Kalbinnen den Grieshof. Die Enten züchtet Leopold Sallmannsh­ofer selbst, wobei er die Elterntier­e sorgfältig aussucht. „Sie müssen robust und gesund sein“, betont er. „Dann bringen sie auch Küken, die später gut im Fleisch stehen.“Bis zu 5000 Enten mästet der BioBauer im Jahr. Sobald die Tiere groß genug sind, kommen sie in Ställe mit Ausläufen, in die sie nach Belieben gehen können. Auch sie haben Teiche, um zu schwimmen. „Ohne Wasser werden die Enten krank“, sagt Leopold Sallmannsh­ofer.

Die Kälber werden von Bio-Betrieben zugekauft. Fast zwei Jahre genießen sie ihr Leben auf dem Bio-Bauernhof, bevor sie geschlacht­et werden. Nur in frostigen Wintern müssen sie einige Zeit im Laufstall bleiben. „Tiere verdienen es, artgerecht gehalten zu werden“, fasst Leopold Sallmannsh­ofer seine Philosophi­e abschließe­nd zusammen.

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