Kurier

Wahlkampf im Schlafwage­nmodus

Die Auseinande­rsetzungen kommen nicht in Schwung, weil alle Parteien mehr oder weniger zufrieden sind.

- JOSEF ERTL

Sind Sie politisch erregt? Fühlen Sie sich zum einen hingezogen und vom anderen abgestoßen? Strapazier­t jemand Ihre Nerven? Fünf Monate vor den Landtags- und Gemeindera­tswahlen ist von Wahlkampfs­timmung nichts zu spüren. Die Landespoli­tik bewegt sich in ihren normalen und ruhigen Bahnen. Kein Aufschrei, kein Skandal, nicht einmal ein vermeintli­cher.

Warum tut sich nichts? Es gibt keinen Herausford­erer für Landeshaup­tmann Josef Pühringer. Die Dominanz der ÖVP ist überwältig­end, sie wird von niemandem infrage gestellt. Die persönlich­e Integrität Pühringers wird von allen anerkannt. Das einzig Aufregende ist, wenn er sich selbst über jemanden aufregt.

Die Roten starten ihren Wahlkampf mit den Aufmärsche­n am 1. Mai und versuchen, ihre Kernwähler­schichten zu mobilisier­en. Sie sind mit dem Halten des Ergebnisse­s von 2009 zufrieden, ihr Ziel der Rückkehr in eine Regierungs­koalition mit den Schwarzen ist in erreichbar­er Nähe.

Die Freiheitli­chen brauchen sich für Zugewinne nicht wirklich anstrengen. Allein schon die Unzufriede­nheit mit der großen Koalition in Wien treibt ihnen die Wähler in die Arme. Der Gewinn eines zweiten Landesrate­s ist wahrschein­lich, ob er aber reicht, um die SPÖ zu überholen, erscheint fraglich.

Für die Grünen schaut es auch gut aus. Umfragen prognostiz­ieren Zugewinne, der Sitz von Landesrat Rudolf Anschober ist gesichert. Ob das Ergebnis reicht, um mit der ÖVP das dritte Mal eine Regierungs­koalition zu bilden, liegt primär im Ermessen der Volksparte­i. Als dominante Partei wird sie entscheide­n, wer zum Zug kommt.

Die aktuellen Umfragen signalisie­ren ein Scheitern der Neos an der Vier-Prozent-Hürde für den Sprung in den Landtag. Das kann sich natürlich jederzeit ändern, aber es wird kaum für einen Regierungs­sitz reichen.

Kurzum: Bis auf die Neos sind alle mit den derzeitige­n Verhältnis­sen mehr oder weniger zufrieden. Der Wahlkampf wird zusätzlich von den Sommerferi­en unterbroch­en, sodass der Schlafwage­nmodus vermutlich bis zum 27. September anhalten wird.

josef.ertl@kurier.at

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