Kurier

Die teuren Reisen gehen am besten

Weiermair Reisen. Der Kirchdorfe­r Busunterne­hmer setzt auf Qualität und Gemeinscha­ftserlebni­s

- VON JOSEF ERTL

Der Fahrer räumt den Bus ein. Ein neuer Setra im Wert von rund einer halben Million Euro ist soeben in der Garage des Reiseunter­nehmens Weiermair in Micheldorf eingetroff­en. 510 Pferdestär­ken schlummern in dem weinroten Ungetüm, der Firmenfarb­e von Weiermair. Normalerwe­ise hat der Bus 50 Sitzplätze, es handelt sich aber um eine Sonderanfe­rtigung mit 36 Plätzen, weil hinten ein Tisch eingebaut ist. „Uns kostet der Sitzplatz fast das Doppelte, weil wir den Gästen generell mehr Freiraum lassen“, erklärt Firmenchef Josef Weiermair, „wir haben längere Sitzpolste­r. Außerdem verfügen unsere Busse über WLAN, das auch im Ausland funktionie­rt. Bei uns können die Gäste die Tageszeitu­ngen auf den Tablets lesen. Jeder hat eine Steckdose an seinem Platz. Weiters haben wir Fernsehsch­irme, Würstlkoch­er, Kühlschrän­ke mit guten Weinen, Geschirrsp­üler und ein WC.“

13.000 Gäste

Pro Bus werden jährlich rund 85.000 Kilometer zurückgele­gt. „Bei den Rundreisen wird wegen der Besichtigu­ngen nicht so viel gefahren.“Sieben Busse hat der 53Jährige insgesamt im Einsatz.

Das Kerngeschä­ft sind die Rundreisen. 250 Reisen führt das Reiseunter­nehmen selbst durch, dazu kommen rund 120 Tagesfahrt­en. Das ergibt rund 13.000 Buchungen jährlich. Schülerfah­rten und Linienverk­ehr macht der Kirchdorfe­r nicht. Er ist auch Partner von Kuoni und vermittelt deren Reisen. Sein Reisekatal­og umfasst in Summer 240 Seiten, „das gibt es sonst in Österreich nicht mehr. Am besten gehen die teuren Reisen“, sagt Weiermair. Die Marokko-Reise koste bei ihm 1600 Euro, man bekomme sie auch schon um 990 Euro. „Aber wir sind jedes Mal voll.“

Viele Reisen sind Kombinatio­nen aus Flug, Bus und Schiff. Bei der 13-tägigen Nordkap-Reise wird zuerst von Wien nach Oslo geflogen, von dort geht es mit dem Bus ans Nordkap und von Ivalo zurück nach München. „Reisen in den Norden werden immer stärker“, erzählt er. „Im Sommer hat es dort angenehme 25 bis 30 Grad und es gibt keinen Massentour­ismus. Aber es ist ein bisschen teurer.“

Sorgenlose­s Reisen

Was sind die Vorteile von derart organisier­ten Reisen? „Es ist ein sorgenlose­s Reisen. Wir nächtigen in Vier- und Fünf-Sterne-Häusern und haben hier den Vorteil des Gruppenpre­ises. Privat wäre das viel teurer. Wir haben Reiseleite­r und Städteführ­er, die alles sehr gut erklären.“Außerdem entwickle sich unter den Reisenden ein Gemeinscha­ftserlebni­s, das man allein nicht habe.

Die Branche wachse langsam, aber sukzessive. „Die Qualität setzt sich durch.“

„Mein Hobby sind die USA-Reisen“, bekennt er. „Ich habe von Alaska bis nach Feuerland schon alles gemacht.“Er kooperiert hier mit einem deutschen Busunterne­hmer, der vier europäisch­e Busse in die USA exportiert hat und deren Standard deutlich über dem der amerikani- schen liegt. Heuer geht es erstmals nach Südamerika, von Santiago de Chile bis runter nach Feuerland. Da ist auch Argentinie­n dabei. Nächstes Jahr machen wir eine Busreise auf der Route 66 von Chicago nach Los Angeles. Wir haben einen Anhänger mit sechs Harley-Davidson. Die Gäste können einzelne Etappen auf dem Motorrad zurücklege­n.“

Als Obmann der Fachgruppe der Busunterne­hmer in der Wirtschaft­skammer ist er auch mit den Problemen der Branche konfrontie­rt. Die Fahrzeit der Chauffeure sei nicht das Problem, sie dür- fen neun Stunden am Lenkrad sitzen, zwei mal wöchentlic­h sogar zehn Stunden. „Das reicht voll aus.“Das Problem sei die Einsatzzei­t. Wenn er um sechs Uhr früh beginne, müsse er um 20 Uhr den Bus abstellen, unabhängig davon, wie viel Kilometer gefahren worden seien. In Italien habe ein Polizist von einem seiner Chauffeure 500 Euro Strafgeld verlangt, weil er die Zeit um eine Minute überschrit­ten habe. Weiermair plädiert für eine Änderung dieser Regelung. „Ein Chauffeur wird nicht ausgeschun­den, wenn er nur drei Stunden am Tag gefahren ist.“

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 ??  ?? Josef Weiermair im Fond des neuen Busses mit seiner Frau Jana (48)
Josef Weiermair im Fond des neuen Busses mit seiner Frau Jana (48)
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Sohn Christoph (26) sitzt schon am Lenkrad
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Weiermair: Zu den Gästen baut sich ein persönlich­es Vertrauen auf

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