Kurier

Bindungsho­rmon und Pizzareste

Wissenscha­ftlich belegt. Der Hund ist ein Kuscheltie­r, nicht nur, aber auch. Unserer zumindest.

- VON BIRGIT BRAUNRATH Facebook:

Manchmal legt sich Daria quer. Nicht im übertragen­en Sinn, um ihre Pläne durchzuset­zen. Sondern zum Kuscheln. Etwa wenn ich auf „ihrer“Couch Platz nehme.

Sie liegt dann quer über meinen Bauch und meine Beine. Macht sich breit, als hätte sie alle Rechte. Und seufzt hingebungs­voll, so, als würde sie gerade alle Probleme der Welt ausatmen. „Ein Hund kann äußere Spannungen abbauen“, sinniere ich halblaut vor mich hin. Die Kinder seufzen auch – ob meiner naturwisse­nschaftlic­h unhaltbare­n These – und streiten dann, ob „die Mama schon wieder Voodoo-, Hinduoder doch Eso-Blödsinn“rede.

Ich schweige und denke mir meinen Teil. Daria wird sich später als nonverbale Streitschl­ichterin zwischen sie legen.

„Hunde sind keine Kuscheltie­re“, heißt es. Das stimmt. Daria zeigt deutlich mehr Regungen, hat mehr Hunger und braucht mehr Auslauf als mein Stoff-Beagle Cindy.

Anderersei­ts kann Daria sich so klein machen, dass sie in eine Kniekehle passt, wenn sie Körperkont­akt sucht. Sie kann sich auch so groß machen, dass sie mich mit der Pfote am Arm stupst, wenn sie Streichele­inheiten braucht. Das duldet bei ihr keinen Aufschub. Also doch ein Kuscheltie­r. Unser Hund zumindest. – Schön, dass das auch Wissenscha­ftler endlich so sehen: Sie schreiben im Fachmagazi­n Science, dass der Blickkonta­kt zwischen Mensch und Hund bei beiden nachweisli­ch zur vermehrten Ausschüttu­ng des Bindungs- und Kuschelhor­mons Oxytocin führe. Na bitte.

Die Bindung ging neulich sogar so weit, dass Daria sich weigerte, mit mir in den Park zu gehen, während ihr Lieblingsm­ann daheim die Pflanzen gießen wollte. Da dürfte zu langer Blickkonta­kt im Spiel gewesen sein. Sie protestier­te, bis der Mann das Gießen aufschob und mitkam.

Selig trottete sie zwischen uns und achtete genau darauf, dass keiner unautorisi­ert abzweigte. „Schön ist das mit dem Oxytocin als Bindungski­tt“, wollte ich gerade schwärmen, da zischte sie grußlos ab. Unter die Hecke, wo ein Stück Pizza lag. „Und, wohin jetzt mit meinem Oxytocin? So weit reicht also deine Bindung!“, rief ich ihr zornig nach. „Ich komm doch zu euch zurück“, schien ihr treuherzig­er Dackelblic­k zu sagen, „sobald ich das hier aufgefress­en habe – und die Hot-Dog-Reste dort drüben“. birgit.braunrath@kurier.at

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