Kurier

Journalist­en im Visier des deutschen Militärs

- – R.FRAUSCHER BERLIN

Spionageaf­färe. Die Geheimdien­staffären in Berlin wollen kein Ende nehmen. Nun hat sich auch der Militärisc­he Abschirmdi­enst MAD, der Geheimdien­st der Bundeswehr, Vorwürfe wegen Fehlverhal­tens eingehande­lt. Wie jetzt bekannt wurde, soll ein hoher Beamter des Verteidigu­ngsministe­riums 2013 versucht haben, mithilfe des MAD kritische Berichte über das Bundeswehr-StandardGe­wehr G36 zu unterbinde­n.

Es verliert unter erschwerte­n Kampfbedin­gungen und bei großer Hitze rasch an Präzision. Entspreche­nde Berichte hatten vor einem Monat Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen (CDU) dazu bewegt, den Austausch der seit 20 Jahren benutzten 174.000 Gewehre anzuordnen.

Der Vorschlag, Journalist­en an ihren Recherchen über diese Mängel zu hindern und Behördenmi­tarbeiter aufzudecke­n, die Dokumente an sie weitergabe­n, sei vom Erzeuger des Gewehrs, der Firma Heckler & Koch, an den MAD herangetra­gen worden. Der habe wohl auf unterer Ebene mittun wollen. Der damalige Leiter der Rüstungsab­teilung des Ministeriu­ms befürworte­te das. Allerdings hat es der MAD-Präsident dann entschiede­n abgelehnt.

Damit gab es zwar keine Einflussna­hme auf die Journalist­en, die Fragen um das G36-Gewehr sind aber wieder auf dem Tapet. Grüne und die Linksparte­i forderten schon früher die Einsetzung eines parlamenta­rischen Untersuchu­ngsausschu­sses dazu und fühlen sich darin nun bestärkt.

„Völlig inakzeptab­el“

Von der Leyen (CDU) gab ihnen recht und nannte das Verhalten des damaligen Abteilungs­leiters Rüstung „völlig inakzeptab­el“, es sei ein „absurdes Ansinnen“gewesen. Sie kämpft seit der Übernahme des Amts mit vielen Altlasten ihrer Vorgänger im Rüstungsbe­reich. Vor allem der letzte, der jetzige Innenminis­ter Thomas de Maiziere (CDU), galt hier als entscheidu­ngsschwach.

Inzwischen kommen auch täglich neue Details aus der umstritten­en Hilfe des Bundesnach­richtendie­nstes BND für die US-Abhördiens­t NSA in der bayrischen Abhörstati­on Bad Aibling heraus. Vor dem Geheimdien­stausschus­s des Bundestage­s räumte der BND-Chef Gerhard Schindler ein, dass seine Behörde es jahrelang versäumt habe, die im Auftrag der Amerikaner abgehörten Ziele zu protokolli­eren. Damit entfiel auch die politische Kontrolle der Zusammenar­beit, von der nach deutschem Recht deutsche und EU-Ziele ausgeschlo­ssen wären.

Liste mit 2000 Zielen

Auf der einzigen vom BND erst seit 2013 zusammenge­stellten Liste von 2000 Zielen stünden fast nur eMailAdres­sen europäisch­er Politiker und Behörden von EU und anderen Ländern. Es sei dabei aber nur um Kommunikat­ion in und zu Krisengebi­eten wie den Nahen Osten oder in Afrika gegangen, so Schindler. Dass die NSA auch intensiv nach europäisch­en Zielen suchen ließ, sei ihm erst am 13. März bekannt geworden. Kanzleramt­sminister Peter Altmaier (CDU) versichert­e, dass die USA intensiv zur Herausgabe der Abhörliste­n gedrängt würden, er erwarte sie in den nächsten Tagen.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria