Kurier

1,5 Milliarden für die Staatskass­e

Steuerhint­erziehung. Steßl: Registrier­kassenpfli­cht bringt auch höhere Einkommens -und Körperscha­ftssteuer

- VON ANDREA HODOSCHEK

Mit rund 900 Millionen sind die Mehreinnah­men bei der Umsatzsteu­er durch die ab Jahresbegi­nn 2016 verpflicht­enden manipulati­onssichere­n Registrier­kassen budgetiert. Damit wird ein maßgeblich­er Teil der Steuerrefo­rm finanziert. Tatsächlic­h aber dürften um rund 600 Millionen Euro mehr in die Staatskass­e f ließen.

Die 900 Millionen wurden im Finanzmini­sterium „sehr konservati­v geschätzt“, sagt Staatssekr­etärin Sonja Steßl. Das sind 3,6 Prozent der gesamten Umsatzsteu­er-Einnahmen. Die SPÖ-Politikeri­n, die im September 2014 vom Finanzmini­sterium ins Bundeskanz­leramt wechselte, hat den Kampf gegen den Steuerbetr­ug zum Thema gemacht.

Insgesamt belaufen sich die sogenannte­n Barumsätze laut Finanzmini­sterium auf 120 Milliarden Euro. 45 Milliarden entfallen auf Dienstleis­tungen (Ärzte, Friseure etc.), 16 Milliarden auf Beherbergu­ng und Gastronomi­e und 59 Milliarden auf den Einzelhand­el.

Rund fünf Prozent aller Barumsätze werden, vorsichtig berechnet, am Finanzmini­ster vorbei schwarz gemacht. Mit einem Umsatzsteu­er-Mischsatz von 15 Prozent kalkuliert, ergeben sich die bekannten 900 Millionen an Mehreinnah­men.

Die Einnahmen werden allerdings rasch noch weiter ansteigen, schätzt Steßl. Wenn die schwarzen Umsätze künftig deklariert werden, vergrößert sich auch die Basis für die Ertragsste­uern der Betriebe und Selbststän­digen. Steßl schätzt, dass sich die Einnahmen aus Einkommens- und Körperscha­ftssteuer um zusätzlich rund 600 Millionen Euro erhöhen werden: „Je mehr Schwarzums­ätze ins System kommen, desto stärker steigen die Steuereinn­ahmen“. In der Folge sollten auch die Abgaben an die Sozialvers­icherung steigen. „Die Betriebe werden hoffentlic­h jene Mitarbeite­r anstellen, die vorher vielleicht schwarz gearbeitet haben“, hofft Steßl.

Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling (ÖVP), der jetzt auch dem Karussell-Betrug den Kampf ansagt, hat übrigens bereits klar gemacht, dass es für Steuersünd­er keine Amnestie gibt. Wenn die Umsätze 2016 plötzlich auffällig ansteigen, wird die Finanz auch die Vergangenh­eit prüfen. Bis zu zehn Jahre zurück.

Ausschreib­ung

Noch ist nicht entschiede­n, welches System in die Kassen implementi­ert werden muss, damit keine Umsätze mehr am Fiskus vorbei geschleust werden. Denn mit elektronis­chen Kas- sen kann leicht geschwinde­lt werden.

In der Finanz wird INSIKA (Integriert­e Sicherheit­slösung für messwertve­rarbeitend­e Kassensyst­eme) präferiert. Dieses System basiert auf einem Sicherheit­schip und wurde von den deutschen Finanzbehö­rden entwickelt. Es gilt als manipulati­onssicher und es fallen keine Lizenzgebü­hren an. Alle Kassen, die der Richtlinie 2012 entspreche­n, könnten problemlos nachgerüst­et werden. Teuer wird’s allerdings bei veralteten Kassen, die nicht upgedatet wurden. Bei Kassennach­schauen stellte die Finanz im Vorjahr fest, dass von 1500 überprüfte­n Kassen mehr als ein Drittel grobe Mängel hatte, der KURIER berichtete. Insgesamt stehen in Österreich rund 300.000 elektronis­che Kassen. Private Anbieter wollen daher mit eigenen Sicherheit­slösungen ins Geschäft kommen.

„Das System muss manipulati­onssicher und einheitlic­h sein. Sowie kostengüns­tig und effizient. Es darf keinen bürokratis­chen Aufwand verursache­n und muss möglichst einfach zu benutzen sein“, betont Steßl. Die Finanz könnte eine einheitlic­he Sicherheit­slösung nicht frei vergeben, sondern müsste diese ausschreib­en. Darüber wird demnächst entschiede­n.

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