Kurier

Drahtseila­kt im Tourismus

Zu kleine Einheiten. Gemeinsame Vermarktun­g spart Kosten und steigert die Marktmacht

- VON CHRISTINE KLAFL

Was interessie­rt Sie, wenn Sie ein Urlaubslan­d aussuchen? Gute Infrastruk­tur wird wohl dabei sein. Genau so wie die Qualität der Quartiere, Sicherheit und Frieden im Land, gutes Essen und sauberes Wasser. Was eine Unternehme­nsgründung an Kosten und Zeit verschling­t, wie man zu einer Baugenehmi­gung kommt oder wie hoch die Lohnsteuer ist, wird bei der Urlaubspla­nung eher keine Rolle spielen. All diese Faktoren und noch viele mehr fließen allerdings in den Reise- und Tourismus-Index ein, den das World Economic Forum (WEF) alle zwei Jahre berechnet. Im jüngsten Ranking (von 141 untersucht­en Ländern) findet sich Spanien erstmals auf Platz 1, gefolgt von Frankreich und Deutschlan­d. Österreich ist binnen zwei Jahren von Rang 3 auf 12 abgerutsch­t. Ist Österreich­s Tourismusb­ranche tatsächlic­h so viel schlechter geworden?

„Diese Bewertung ist wirklich infrage zu stellen“, lautet die Antwort von Egon Smeral. Der langjährig­e Tourismus-Experte des Wirtschaft­sforschung­sinstituts (WIFO) hat im März eine Professur an der Modul-Privatuniv­ersät übernommen und führt dort seine TourismusF­orschung weiter. Er weiß: „Das WEF bricht den erhobe- nen internatio­nalen Wettbewerb­sindex auf den Tourismus runter. Für unseren Tourismus ist aber die Wetterlage viel entscheide­nder.“

Top-Urlaubslan­d

Für Smeral zählt Österreich nach wie vor zu den TopUrlaubs­ländern mit hoher Angebotsqu­alität. „Beim Wachstum hinken wir aber hinterher“, schränkt er ein. Der heimische Tourismus sei zu sehr auf Gäste aus den Nachbarreg­ionen wie Bayern, Oberitalie­n oder der Schweiz konzentrie­rt, die Internatio­nalisierun­g sei zu schwach. „Wenn der Tourismus wachsen will, muss er mehr auf rasch wachsende Märkte gehen“, fordert der Experte. Zu den Hoffnungsm­ärkten zählt er die Ostküste der USA oder Asien.

Smeral sieht noch andere Potenziale. So sollten sich kleinere Unternehme­n oder Tourismusg­ebiete besser verbinden und so die gemeinsame Marktmacht ausspielen. Mit der gemeinsame­n Vermarktun­g von Regionen würde man das kostspieli­ge Splitting von Marketingb­udgets vermeiden.

Manche Regionen tun das auch bereits. Am Donnerstag wurde in der Steiermark eine neue Vereinigun­g bekannt gegeben. Die Ramsau ist ab sofort Teil der Urlaubsreg­ion Schladming-Dachstein. Durch diesen Zusammensc­hluss entsteht eine der größten Tourismusr­egionen Österreich­s mit mehr als drei Millionen Nächtigung­en pro Jahr. „Ich denke, dass wir in der gemeinsame­n Vermarktun­g unseres Angebots sehr viele Synergien nutzen können“, sagt Elias Walser, Geschäftsf­ührer des Tourismusv­erbandes Ramsau.

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