Kurier

Die Bayern und ihr verlorenes „Mia-san-mia“-Gefühl

- VON STEPHAN BLUMENSCHE­IN

Je ein Tor pro 30 Minuten. Und dann ein viertes in der 30-minütigen Verlängeru­ng: Die Aufgabe, vor der die Bayern im Rückspiel des Champions-League-Semifinale­s am Dienstag stehen, klingt gar nicht so problemati­sch.

Ist sie aber. Denn es gibt ja auch noch einen Gegner. Und der ist der FC Barcelona, derzeit die offensivst­ärkste Elf der Welt. Das bewiesen die Katalanen nicht erst am Mittwoch beim 3:0-Hinspielsi­eg im Camp Nou.

In den jüngsten 29 Partien wurde nur einmal kein Tor geschossen, beim 0:1 im Februar in der Primera División gegen Málaga. Ein Auswärtsto­r von Barça in München, und die Bayern müssten schon fünf Treffer erzielen.

Im Viertelfin­ale hatten die Münchner das Hinspiel beim FC Porto ebenfalls verloren. Nach dem 1:3 war die typische bayrische „Mia-sanmia“-Mentalität allgegenwä­rtig, wurde vermittelt, dass man diesen Rückstand wettmachen könne und werde. Und das gelang ja auch mit einem 6:1 eindrucksv­oll.

Von diesem Selbstvers­tändnis war nach dem 0:3 in Barcelona aber nichts zu spüren. Nur die Hoffnung auf ein „kleines Fußballwun­der“, wie Thomas Müller meinte, ist geblieben. Denn: „Es gehört schon viel dazu, dass man Barcelona mit drei Toren schlägt“, fügte Manuel Neuer hinzu. „Wir sind an unsere Grenzen gestoßen. Jetzt müssen wir uns erst einmal schütteln“, sagte Sportvorst­and Matthias Sammer.

Das 0:3 in Barcelona war die dritte Pflichtspi­elnieder- lage in Serie. Das ist den Bayern zuletzt vor vier Jahren passiert. Kurz danach wurde der damalige Trainer Louis van Gaal beurlaubt.

Pep Guardiola wird dies erspart bleiben. Denn die Champions-League-Qualifikat­ion, die 2011 in Gefahr geraten war, ist längst fix.

Dazu hat der Katalane mit einer dünnen Personalde­cke zu tun, die aber auch hausge- macht ist. Dass neben David Alaba die Topstars Franck Ribéry und Arjen Robben verletzt ausfallen, war schon in der Vergangenh­eit eher die Regel als die Ausnahme. Die Alternativ­en können das Niveau nicht halten.

Einer wurde explizit kritisiert: Mario Götze, der immerhin das WM-Finale 2014 gegen Argentinie­n entschiede­n hat. „Manchmal kommt er mir in seinen Bewegungen wie ein Jugendspie­ler vor, der Zweikämpfe verliert und stehen bleibt. Es wird Zeit, dass er langsam erwachsen wird“, meinte Ehrenpräsi­dent Franz Beckenbaue­r.

Matchwinne­r

In Barcelona ist derweil wieder eine „Messi-Mania“ausgebroch­en: Der Argentinie­r hatte in seinem 100. Europacups­piel die ersten zwei Treffer erzielt und den dritten vorbereite­t. „Wenn er inspiriert ist, kann er nicht gestoppt werden“, sagte Kollege Piqué. „Messi reißt die Mauer nach Berlin nieder“, schrieb die Sporttages­zeitung Marca.

Der Gelobte selbst sieht sich noch nicht im Endspiel. „Es erwartet uns in München noch ein schwierige­s Spiel“, mahnte Lionel Messi vor dem Rückspiel am kommenden Dienstag.

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