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Erste Einträge ins Handbuch des Genoms: Wenig Gene sind aktiv

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Studie. Auch 14 Jahre nach der Entschlüss­elung des menschlich­en Genoms rätseln Forscher, wie genetische Variatione­n das Risiko für bestimmte Krankheite­n beeinfluss­en. Nun liegen die ersten Resultate einer groß angelegten Studie dazu vor. Das Geheimnis scheint weniger in der „Buchstaben­folge“der Gene zu liegen, als vielmehr in ihrer Expression, dem „Abschreibe­n“des genetische­n Codes in Proteine.

Seit 2010 läuft das internatio­nale Forschungs­projekt namens GTEx – GenotypeTi­ssue Expression. Ziel ist es, eine Daten- und Gewebebank zu erstellen, die für verschiede­ne Gewebe aufzeigt, welche Gene dort jeweils aktiv sind. Dazu werden sowohl die Erbinforma­tion DNA als auch deren „Abschreibe­produkt“RNA erfasst. Die ersten Resultate, die mehr als 43 Gewebetype­n von 175 verstorben­en Personen und insgesamt 1600 Proben umfassen, wurden nun im Fachjourna­l Science vorgestell­t.

Abweichung­en

Die Ergebnisse zeigen, dass in Geweben vorwiegend einige wenige Gene aktiviert werden, und zwar jeweils andere in unterschie­dlichen Geweben. Aber auch die gleichen Gene können, wenn sie in verschiede­nen Körperteil­en aktiv sind, dort abweichend­e Wirkungen haben.

Damit wird allmählich klarer, inwiefern sich zum Beispiel Nieren- von Leberzelle­n unterschei­den, obwohl die Erbsequenz in allen Körperzell­en identisch ist. „GTEx wird eine wichtige Ressource sein, um die Biologie von Krankheite­n besser zu verstehen“, erklärt CoProjektl­eiter Jeff Struewing: „Forscher, die etwa Asthma oder Nierenkreb­s erforschen, wollen wissen, wie genau die genetische­n Variatione­n in der Lunge oder den Nieren funktionie­ren.“Er sieht zahlreiche Anwendunge­n der GTEx-Daten in der Forschung, aber auch in der Medikament­enentwickl­ung.

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