Es braucht einen Quantensprung
Ernährung. Warum die Lebensmittelproduktion besonders stark vom Erdöl abhängig ist – und bleibt
Als die ersten Feinstaubdiskussionen über die Pkw hereinbrachen, war bei so genannten Offroad-Maschinen wie Baumaschinen und landwirtschaftlichen Geräten die Partikelemission kein Thema. Sie würden ohnehin nicht im verbauten Gebiet benützt. Inzwischen haben sich die Zeiten geändert, wie Andreas Klauser, gebürtiger Österreicher, HTL-Ingenieur und Präsident von Case IH, vor Kurzem bei einem ÖVK-Vortrag in seiner früheren Schule, der HTL in Steyr, zeigte. Case IH ist jener Mutterkonzern, zu dem inzwischen auch die Steyr Traktoren in St.Valentin gehören. Insgesamt zählt Case IH fast 70.000 Mitarbeiter, macht knapp 33 Mrd. Euro Umsatz und betreibt weltweit 64 Werke.
Wie Klauser zeigte, mussten in der EU gegenüber 1996 die Partikelemissionen um 95 % und der Stickoxidausstoß um 78 % gesenkt werden
Inzwischen gibt’s eine weitere Verschärfung. Auch bei Lärm.
Erreicht werden die Schadstoffreduktionen durch bessere Kraftstoffqualitäten, effizientere Motoren, neue Getriebe (Stufenlosautomatik) und aufwendigere Abgastechnologien. Kein großes Thema sind, anders als bei Straßenfahrzeugen, alternative Antriebe in punkto Abgasreduktion. Dafür gibt es mehrere Gründe: Einerseits die extremen Anforderungen, anderseits das Gewicht, nicht zu vergessen ist auch die Reichweite. So bietet Steyr auch einen Biogas-Traktor in einer relativ kleinen Leistungsstufe an. Während dieser mit Biogas bei Volllast 4 Stunden mit einer Tankfüllung schafft, sind mit dem gleichen Traktor aber mit Diesel im Tank 12 Stunden Volllast-Betrieb möglich, so Ulrich Sommer, Produkt Marketing Manager bei Case IH und Steyr, bei der Veranstaltung. Elektrifiziert werden vor allem Nebenantriebe wie etwa Zapfwellen. Hier erlaubt die Elektrifizierung wie bei Pkw eine bedarfsgerechte Regelung, was Sprit spart. – Alternativantriebe
Für große Landgeräte dagegen sind laut Klauser Hybrid- oder E-Antriebe nicht geeignet. Der ausgezeichnete Raupentraktor („Machine oft the year“) hat etwa 509 kW. Um dies elektrisch darzustellen, bräuchte es einen Lastzug an Hochvoltbatterien. Das ist nicht nur praktisch undenkbar, sondern auch finanziell. Kostet etwa ein großer Traktor bereits deutlich mehr als 100.000 Euro, kommen für Zusatzgeräte locker noch einmal 100.000 € dazu. – Satellitengesteuert Wenn in der Landtechnik von Effizienzsteigerung die Rede ist, dann geht’s vor allem um höhere landwirtschaftliche Erträge bei geringerem Aufwand. Einen großen Fortschritt brachte hier die Satellitennavigation. Case IH war 1995 der Erste, der eine GPS-basierte Ertragskartierung für Mähdrescher eingeführt hat. 1995 wurde mit der Satellitennavigation in der Landtechnik eine Genauigkeit von 3 bis 5 m erzielt. „Was für Pkw völlig ausreicht, ist für die Anforderungen in der Präzisionslandwirtschaft allerdings nicht genau genug“, so Sommer. Case IH kombiniert inzwischen das amerikanische GPS-System mit dem russischen GLONASS und erreicht dank zusätzlicher Maßnahmen mit dem System RTK+ eine Genauigkeit von 2,5 cm. „Und das nicht nur kurzzeitig Spur-anSpur“, so Sommer, „sondern wiederholbar von Jahr zu Jahr.“– Umweltvorteile Für die Nutzer bringe das große Vorteile. Dünge- und Pflanzenschutzmittel können so deutlich genauer eingesetzt werden, was zu spürbaren Einsparungen führen kann. Bei einer Fläche ab 30 Hektar summiere sich die Ersparnis auf mehrere Tausend Euro pro Jahr. – Brot für alle Noch werden, so Klauser in Steyr, mehr als 80 % der landwirtschaftlichen Produkte weltweit händisch geerntet. Aber um künftig die erwarteten „12 Milliarden Menschen zu ernähren, wird es einen Quantensprung zur Automatisierung geben müssen.“Allein bis 2050 sei im Vergleich zu 2005 eine Steigerung der Weltnahrungsproduktion um 60 % erforderlich. Derzeit wachse die Weltbevölkerung um durchschnittlich 2,6 Menschen pro Sekunde. Klauser: „Das macht deutlich, welche Rolle Leistungsfähigkeit und Effizienz in der Landwirtschaft insgesamt spielen müssen.“Unabhängig von der Betriebsgröße.