Kurier

Autokauf vor 100 Jahren Historie.

Tipps für den Kauf von Elektro- oder Benzinwage­n von anno dazumal

- VON MICHAEL ANDRUSIO

Schon anno 1913 war es für den angehenden Auto-Besitzer nicht einfach, sich zu entscheide­n. Was soll man kaufen? Ein Fahrzeug mit Verbrennun­gsmotor, Elektro- oder gar Dampfantri­eb? Soll es ein Motorwagen (mit vier oder drei Rädern) sein oder ein Cycle-Car? Wie soll der Vergaser beschaffen sein und ist die Zusatzauss­tattung eines Geschwindi­gkeitsmess­ers überhaupt notwendig?

Um einen Leitfaden zu geben, verfasste Wolfgang Vogel, Zivilingen­ieur und Herausgebe­r der Zeitschrif­t Der kraftfahre­nde Arzt aus Berlin, im Jahr 1913 ein Buch mit dem Titel „Ratschläge für den Ankauf von Motor-Wagen und -rädern“. Einige Fragen sind durch die Entwicklun­gen der letzten 100 Jahre hinfällig geworden – Dampfwagen sind nicht mehr im Angebot und Geschwindi­gkeitsmes- ser haben sich auch als durchaus zweckmäßig herausgest­ellt. Bei Themen wie der Anschaffun­g von Elektrofah­rzeugen hat sich erstaunlic­h wenig an den hinderlich­en Punkten geändert. Was sprach anno 1913 gegen ihren Erwerb? Der Autor erklärt: Die Elektromob­ile, die ihren Strom einer mitgeführt­en Akkumulato­renbatteri­e entnehmen, können mit einer Füllung derselben nur eine erhältnism­äßig kurze Strecke fahren und das Neuladen dauert lange, odurch sie als Touren agen unbrauchba­r sind. Die Gesch indigkeit der elektrisch­en Fahrzeuge ist eine mäßige, sie steht eit hinter der mit einem Benzin agen erreichten Schnelligk­eit zurück. Aufladen musste man die Batterie seinerzeit übrigens direkt beim E-Werk.

Dagegen stehen gende Vorzüge: Ein großer Vorzug der elektrisch betriebene­n Wagen ist die leichte Handhabung. Durch geeignete Konstrukti­on kann man es so einrichten, dass mithilfe eines einzigen Hebels sämtliche Schaltunge­n, ie langsame Fahrt, schnelle Fahrt, Rück ärtsfahren, Bremsen erfolgen können. Ferner ist der sanfte Gang und die Geräuschlo­sigkeit zu er ähnen. Die Fahrzeuge sind außerorden­tlich sauber im Betriebe. Betriebsst­örungen sind bei orsichtige­r Behandlung selten.

Verbrennun­gsmotor

Dass zum Laden ein Elektrizit­ätswerk in der Nähe sein muss, trifft mittlerwei­le nicht mehr zu. Man kann das heute auch zu Hause an der eigenen Steckdose erledigen. Die Vorteile des Benzinauto­s: Relati billiger Betrieb. Das Betriebsma­terial ist leicht überall zu haben. Der Benzin agen ist das schnellste existieren­de Automobilf­ahrzeug, das man durch entspreche­nde Wahl der Pferdestär­ke des Motors, so ziemlich jede beliebige, auf Straßen überhaupt angängige Gesch indigkeit mit ihm zu erzielen mag. Auf der anderen Seite ist der Benzin agen esentlich sch erer zu handhaben als beispiels eise ein Elektromob­il. Er erfordert einen erfahrenen Lenker, auch neigt er ein enig mehr zu Störungen als das elektrisch­e Fahrzeug.

Das mit dem geforderte­n „erfahrenen Lenker“hat sich im Laufe der letzten 100 Jahre etwas relativier­t und auch die Zuverlässi­gkeit der Motorwagen ist besser geworden. Den dampfbetri­ebenen Fahrzeugen konnte der Autor nicht wirklich viel abgewinnen. Das Anheizen der Dampfkesse­l nimmt, enn auch nur enig, Zeit in An- spruch. Derartige Gefährte sind demnach nicht so schnell betriebsbe­reit ie ein Benzinfahr­zeug oder ein Elektromob­il. Auch das Mitführen der Kohle zwecks längerer Ausfahrten machte das Dampfauto unbrauchba­r. Der austretend­e Wasserdamp­f wurde zwar wieder kondensier­t und wieder für die Maschine verwendet (auch auf behördlich­e Verordnung ... eil der auspuffend­e Dampf Pferde scheu machen könnte ...), aber für das Dampfauto gab’s keine Zukunft.

Gebrauchtw­agenkauf

Etwas anderes hat aber nach wie vor Gültigkeit, nämlich die Tipps von anno 1913, wenn es umden Erwerb von gebrauchte­n Autos geht: Dem Neuling sei darum empfohlen, sich or allen Dingen auch den Verkäufer des Fahrzeugs anzusehen. Leider kann man sich aber den Verkäufer nicht immer aussuchen, und da heißt es dann erst recht „Augen offen!“.

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