Autokauf vor 100 Jahren Historie.
Tipps für den Kauf von Elektro- oder Benzinwagen von anno dazumal
Schon anno 1913 war es für den angehenden Auto-Besitzer nicht einfach, sich zu entscheiden. Was soll man kaufen? Ein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor, Elektro- oder gar Dampfantrieb? Soll es ein Motorwagen (mit vier oder drei Rädern) sein oder ein Cycle-Car? Wie soll der Vergaser beschaffen sein und ist die Zusatzausstattung eines Geschwindigkeitsmessers überhaupt notwendig?
Um einen Leitfaden zu geben, verfasste Wolfgang Vogel, Zivilingenieur und Herausgeber der Zeitschrift Der kraftfahrende Arzt aus Berlin, im Jahr 1913 ein Buch mit dem Titel „Ratschläge für den Ankauf von Motor-Wagen und -rädern“. Einige Fragen sind durch die Entwicklungen der letzten 100 Jahre hinfällig geworden – Dampfwagen sind nicht mehr im Angebot und Geschwindigkeitsmes- ser haben sich auch als durchaus zweckmäßig herausgestellt. Bei Themen wie der Anschaffung von Elektrofahrzeugen hat sich erstaunlich wenig an den hinderlichen Punkten geändert. Was sprach anno 1913 gegen ihren Erwerb? Der Autor erklärt: Die Elektromobile, die ihren Strom einer mitgeführten Akkumulatorenbatterie entnehmen, können mit einer Füllung derselben nur eine erhältnismäßig kurze Strecke fahren und das Neuladen dauert lange, odurch sie als Touren agen unbrauchbar sind. Die Gesch indigkeit der elektrischen Fahrzeuge ist eine mäßige, sie steht eit hinter der mit einem Benzin agen erreichten Schnelligkeit zurück. Aufladen musste man die Batterie seinerzeit übrigens direkt beim E-Werk.
Dagegen stehen gende Vorzüge: Ein großer Vorzug der elektrisch betriebenen Wagen ist die leichte Handhabung. Durch geeignete Konstruktion kann man es so einrichten, dass mithilfe eines einzigen Hebels sämtliche Schaltungen, ie langsame Fahrt, schnelle Fahrt, Rück ärtsfahren, Bremsen erfolgen können. Ferner ist der sanfte Gang und die Geräuschlosigkeit zu er ähnen. Die Fahrzeuge sind außerordentlich sauber im Betriebe. Betriebsstörungen sind bei orsichtiger Behandlung selten.
Verbrennungsmotor
Dass zum Laden ein Elektrizitätswerk in der Nähe sein muss, trifft mittlerweile nicht mehr zu. Man kann das heute auch zu Hause an der eigenen Steckdose erledigen. Die Vorteile des Benzinautos: Relati billiger Betrieb. Das Betriebsmaterial ist leicht überall zu haben. Der Benzin agen ist das schnellste existierende Automobilfahrzeug, das man durch entsprechende Wahl der Pferdestärke des Motors, so ziemlich jede beliebige, auf Straßen überhaupt angängige Gesch indigkeit mit ihm zu erzielen mag. Auf der anderen Seite ist der Benzin agen esentlich sch erer zu handhaben als beispiels eise ein Elektromobil. Er erfordert einen erfahrenen Lenker, auch neigt er ein enig mehr zu Störungen als das elektrische Fahrzeug.
Das mit dem geforderten „erfahrenen Lenker“hat sich im Laufe der letzten 100 Jahre etwas relativiert und auch die Zuverlässigkeit der Motorwagen ist besser geworden. Den dampfbetriebenen Fahrzeugen konnte der Autor nicht wirklich viel abgewinnen. Das Anheizen der Dampfkessel nimmt, enn auch nur enig, Zeit in An- spruch. Derartige Gefährte sind demnach nicht so schnell betriebsbereit ie ein Benzinfahrzeug oder ein Elektromobil. Auch das Mitführen der Kohle zwecks längerer Ausfahrten machte das Dampfauto unbrauchbar. Der austretende Wasserdampf wurde zwar wieder kondensiert und wieder für die Maschine verwendet (auch auf behördliche Verordnung ... eil der auspuffende Dampf Pferde scheu machen könnte ...), aber für das Dampfauto gab’s keine Zukunft.
Gebrauchtwagenkauf
Etwas anderes hat aber nach wie vor Gültigkeit, nämlich die Tipps von anno 1913, wenn es umden Erwerb von gebrauchten Autos geht: Dem Neuling sei darum empfohlen, sich or allen Dingen auch den Verkäufer des Fahrzeugs anzusehen. Leider kann man sich aber den Verkäufer nicht immer aussuchen, und da heißt es dann erst recht „Augen offen!“.