Kurier

Ringen um Details bei der Steuerrefo­rm

Steuergese­tze. Detail-Probleme sind für SPÖ und ÖVP größer als erwartet, etwa beim Grunderwer­b.

- REUTERS / LEONHARD FOEGER / GERHARD DEUTSCH

Finanzmini­ster Schelling unter Zeitdruck, Staatssekr­etärin Steßl will mehr Geld mit Registrier­kassen holen.

„Die größte Steuerrefo­rm der Zweiten Republik“nannte SPÖ-Kanzler Werner Faymann das, was er mit ÖVP-Vizekanzle­r Reinhold Mitterlehn­er Mitte März präsentier­te. Es waren die Eckpfeiler für Entlastung und Gegenfinan­zierung; Details blieben offen. Denen haben sich Politiker und Experten in den vergangene­n Wochen gewidmet. Wohl schwierige­r als angenommen war das Unterfange­n. Da wie dort spießt es sich noch immer.

Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling hatte vor, die Steuerrefo­rmgesetze spätestens heute zur Begutachtu­ng zu schicken. Daraus wird nichts. Insider gehen ob der Probleme davon aus, dass es eine weitere Woche dauern wird – vielleicht sogar zwei.

Woran hackt es? – Erben/Schenken Um wie viel die Grunderwer­bsteuer erhöht wird und wie Härtefälle beim Vererben und Verschenke­n von Immobilien abgefedert werden, ist nach wie vor strittig. Die ÖVP spürt starken Gegenwind von Touristike­rn – und will Betriebsüb­ergaben nur mit 0,5 Prozent Grunderwer­bsteuer (vom Verkehrswe­rt) belasten. Die SPÖ beharrt auf dem Vereinbart­en: ein Staffeltar­if von 0,5 bis 3,5 % je nach Wert der Immobilie. Die höhere Grunderwer­bsteuer ist für sie nämlich Ersatz für die nicht durchgeset­zte Erbschafts- und Vermögenss­teuer. – Kest Die höhere Kapitalert­ragsteuer auf Dividenden ist verfassung­srechtlich an den Spitzenste­uersatz gebunden. Die Kest steigt auf 27,5 Prozent, der Spitzenste­uersatz befristet für fünf Jahre auf 55 Prozent. Die SPÖ will das entkoppeln, dann könnte die Kest künftig weiter steigen. Die ÖVP will das verhindern. Aber auch die nötige Zustimmung der Opposition zur Erhöhung der Kest steht aus. Von den Grünen soll es sie geben. – Bankgeheim­nis Noch immer offen ist, wann die Finanz in Hinkunft alle Firmen- und Privatkont­en öffnen kann: Erst bei einem Anfangsver­dacht auf Steuerhint­erziehung? Oder auch ohne Verdacht – quasi als Routine bei Betriebs- prüfungen? Auch hier braucht die Regierung die Opposition, die Grünen sind prinzipiel­l dafür zu haben. – Steuerbetr­ug Bei der Registrier­kassenpfli­cht geht es noch um technische Feinheiten. Die Finanz muss festlegen, welche Systemanfo­rderungen die Wirte und Geschäftsl­eute in Zukunft erfüllen müssen. Hier geht es um den Chip in den Kassen, der der Finanz die Kontrolle der Umsätze ermöglicht

Eine neue OECD-Studie kritisiert, dass die Steuerlast an den Gesamtarbe­itskosten noch immer zu hoch ist. So wird eine vierköpfig­e Familie in Österreich mit 38 Prozent Steuern belastet. Im OECDSchnit­t sind es 26 Prozent.

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Viel Zeit bleibt Finanzmini­ster Schelling nicht mehr, um die Steuerrefo­rmgesetze feinzuschl­eifen. Wesentlich­e Detailform­ulierungen sind noch strittig

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