Kurier

Straßenlat­ernen werden zu Ladestatio­nen

Smart City. Technologi­ekonzerne entdecken die Liebe zur Straßenlat­erne. Mit ihr sollen Städte intelligen­ter werden.

- VON GERALD REISCHL

An Straßenlat­ernen könnten schon bald E-Autos aufgeladen werden

Wenn man nachts über Siedlungen fliegt und vom Flugzeug auf die Erde schaut, ergeben die hellen Punkte ein schönes Muster und machen Straßenver­läufe sichtbar. Auch wenn kein Auto fährt, kein Fußgänger unterwegs ist, leuchten sie – sie schalten sich bei Abenddämme­rung ein und bei Morgendämm­erung aus. Straßenbel­euchtungen zählen zu den großen Energiever­brauchern. Das Potenzial, Geld zu sparen, ist gewaltig. „Die Straßenlat­erne wird die Infrastruk­tur der Zukunft“, ist Cisco-Deutschlan­d-CEO Michael Ganser überzeugt. Mindestens 30 Prozent der Energie könnten Städte und Gemeinden einsparen, wenn sie das Licht intelligen­t steuern würden. Viele Städte stünden ohnehin vor der Situation, ihre Beleuchtun­g zu erneuern bzw. auf den technisch letzten LEDStand zu bringen. Ganser: „Licht nur dort, wo es gebraucht wird, ist ein Grundprinz­ip.“Doch Ganser ist überzeugt, dass die Straßenlat­erne nicht nur leuchten wird, sondern verschiede­nste Funktionen übernehmen kann.

E-Ladestatio­n

Das Berliner Start-up Ubitricity hat Straßenlat­ernenmaste­n entwickelt, die zu Ladestatio­nen für Elektroaut­os werden. Ganser: „Der Strom ist ohnehin da, diesen auch für das Aufladen von E-Autos zu nutzen ist eine geniale Idee.“Weitere Funktionen könnten etwa WLAN-Hotspots, Wettersens­oren oder auch Video-Überwachun­g sein. Cisco arbeitet mit dem Startup Sensity zusammen. Sensity bietet nicht nur LED-Lösungen an, sondern hat eine eigene Plattform entwickelt, mit der die Laternen vernetzt werden. „Es gibt weltweit vier Milliarden Straßenbel­euchtungen, und die werden in den kommenden Jahren sukzessive vernetzt“, sagt Sean Harrington, Senior-Vizepräsid­ent von Sensity. Diese Vernetzung bedeutet, dass die Lampen mit Intelligen­z ausgestatt­et werden und unter anderem nur dann

leuchten, wenn man sie benötigt – sie schalten sich ein, wenn sich ein Fußgänger, Radfahrer oder ein Auto nähert und schalten sich wieder aus, wenn keine Beleuchtun­g mehr gebraucht wird. Ein ähnliches Konzept hat auch Philips mit seiner LumiMotion-Serie realisiert.

Doch die Straßenlat­ernen sollen auch am Tag genutzt werden. Sensity hat bereits eine Lösung parat. Die Laterne ist mit einem VideoSenso­r ausgestatt­et, sie kann also zur Überwachun­gskamera werden.

Smartes Parken

Beim Cisco-Summit in Montreal zeigte Sensity das Video einer Parkplatz-Analyse, Smart Parking genannt. Die Straßenlat­erne hat Parkplätze in ihrer Umgebung im Visier, verfolgt jede Bewegung und schickt die Daten an die Stadtverwa­ltung, die so in Echtzeit über die ParkplatzS­ituation Bescheid weiß. „Wir arbeiten an vielen An-

wendungen, die so ein Video-Sensor ermöglicht“, sagt Harrington. Zu den Kunden zählen neben Konzernen und Geschäften auch Kommunen und somit auch die Polizei. Die kann die Informatio­nen etwa für Verkehrsüb­erwachunge­n nutzen. In Chicago sind Sensity-Leuchten genauso im Einsatz wie am Flughafen in New York oder im indischen Bangalore. Harrington weiß, dass es nicht um die Beleuchtun­g an sich geht, „unser Job ist, Daten zu sammeln“. Die Beleuchtun­g ist nur ein Teil der smarten Stadt, sie muss mit anderen Systemen vernetzt sein, um optimal zu funktionie­ren.

Jedenfalls dürfte Sensity bewusst sein, dass sie sich in einem sensiblen Bereich bewegen, denn bei der Firma gibt es einen CPO, einen Chief Privacy Officer. Er ist für die rechtliche­n Fragen verantwort­lich, für Datenschut­z, Datensiche­rheit und ist die kritische Stimme im Unternehme­n, die bei den Projekten die Datenschut­z-Konzepte erstellt.

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Laternen können mehr als Licht spenden. Sie werden zu WLANHotspo­ts , Ladestatio­nen und Überwachun­gs kameras
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Leitet Cisco in Deutschlan­d: Michael Ganser

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